02.11.2019
16. Spieltag Regionalliga Südwest
SV Elversberg - 1.FC Saarbrücken
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 3:0 (1:0)
Zuschauer: 6.211 (ca. 4.000 Gäste)
Fotoalbum
Da war er mal wieder, der große Kick in Elversberg. Wie so oft von großer sportlicher Bedeutung, dieses Mal der Zweite gegen den Ersten. Im Gegensatz zu den Vorjahren rechnete man der SVE aber keine großen Chancen aus. Viel zu groß die diesjährige Saarbrücker Dominanz, die mit nur einem einzigen Punktverlust wie ein D-Zug durch die Liga pflügen. Elversberg hingegen gerade zu Beginn der Saison inkonstant, zuletzt allerdings mit immer besserem Spiel und dem Vorrücken auf den zweiten Tabellenrang. Dennoch mit satten acht Punkten Rückstand auf den FC.
Spätestens nach dem Triumph der Blau-Schwarzen im DFB-Pokal schien der Sieg im Spitzenspiel sowieso nur noch Formsache. Was soll da nur schiefgehen? Genau diese Ausgangslage war es allerdings, die mich nochmal Hoffnung schöpfen ließ. Das Zauberwort heißt Übermut, denn das vereint die beiden Clubs wie sonst keine andere Eigenschaft. Zudem hatten die Kicker vom FCS ein Spiel mehr in den Knochen, was mich letztlich zur fast schon aberwitzigen Tippabgabe bewegte. Keine Zweifel, die SVE wird gewinnen, und zwar hoch. Mit einem Ergebnis, das niemand erwartet. Ein sattes 3:0, das wär‘s doch! Gut, ein zwei Bierchen waren da schon involviert, aber irgendwie war man sich dann doch ganz sicher.
Der Tipp wanderte in die gängigen Portale und wir zählten die Stunden bis zum Samstag hinunter. Morgens daher ab ins Saarland, wo uns typischerweise für so ein Spiel feinstes Mistwetter begrüßte. Konnte den Tag allerdings nicht wirklich vermiesen. Am Stadion schnappte man sich die Tickets und wurde Zeuge von einem der größten Wunder in der jüngeren Elversberger Historie: Einer Anzeigetafel! Boah geil, voll LED und so, richtig Future-Style! Aber mal im Ernst: Schön, dass wenigstens dieser Schritt des nunmehr seit sechs Jahren andauernden Stadionumbaus geklappt hat. Direkt hinterm Gästeblock errichtet und mit 25 m² sogar mit einer ordentlichen Größte. Gefiel ganz gut, muss ich sagen!
Auf den Rängen eröffnete sich derweilen ein gewohntes Bild: Viel los im prestigeträchtigen Duell mit einer klaren blau-schwarzen Oberhand. Gesamtzahl letztlich mit 6.211 etwas hinter den Erwartungen (und im Vergleich zu den letzten Spielen allgemein rückläufig), aber natürlich dennoch nicht verkehrt. Gäste darunter etwa 4.000, die sich zu gleichen Teilen auf Haupttribüne sowie die Gästeblöcke A1 und A2 verteilten.
Neu allerdings der Standort der Saarbrücker Ultras, welche sich im Vorfeld über den „immer schlechter werdenden Gästeblock“ beschwerten. Zugegeben, mir würde der GB an der Linde dank des langen und gleichzeitig flachen Ausbaus auch auf den Sack gehen, allerdings sieht das Ding noch genauso aus wie vor zehn Jahren. Nur der Zaun ist neu, nachdem er von Blau-Schwarz in einem vorherigen Gastspiel zerlegt wurde. Somit nahm der aktive Kern etwas mehr Geld in die Hand und sammelte sich am äußeren Rand der Haupttribüne in den Blöcken D6 und D7. Dort entsprechend die Gruppen Boys, CC und die NSJ mit einigen großen Schwenkfahnen sowie den Gruppenfahnen, die das gesamte Spiel über gehalten werden mussten. Die Droogs stellten dabei an der der Haupttribüne zugewandten Seite des Hintertorblocks das zweite Stimmungszentrum mit viel Tifo, was den restlichen Block zum Mitmachen animieren sollte.
Der Hintergedanken des Vorhabens war klar: Bessere Lautstärke dank des Daches und eine bessere Koordination der großen Masse. Sollte aber nach hinten losgehen. Ich halte sonst sehr viel vom Saarbrücker Anhang, was die gesanglichen Auftritte an der Kaiserlinde anbelangt. Da geht normalerweise einiges und die größtenteils melodischen Gesänge erfüllen das gesamte Stadion. Heute aber nicht. Keine Ahnung, ob es am Spiel, am Wetter oder an sonst was lag. Aber dieser Auftritt war der mit Abstand Schlechteste, den ich jemals von Saarbrücken in Elversberg erlebte. Da beteiligten sich in manchen Momenten „nur“ 200 Mann am Support, während der kleinere Haufen der Droogs im A1 sowieso komplett verloren schien. Nur selten wurde es mal richtig laut. Und selbst diese Momente, in denen das Vereinslied oder starke Wechselgesänge durchs Stadion hallten, konnte man an einer Hand abzählen.
Optische Aktionen gab’s von keiner Seite, während bei Saarbrücken drei Spruchbänder Erwähnung finden sollen: „Enge Zäune – Schlechte Sicht – Das braucht unser LUPA (Anm.: Ludwigspark) nicht“ in Anspielung auf den Standortwechsel und den aktuellen Umbau des eigenen Stadions; „Keep on fighting Smoe!“ sowie „Lass dir Flügel wachsen – und gewinne gegen die Zeit“ für ein Mitglied der eigenen Szene.
Wie bei den Gästen war auch der Elversberger Support geprägt von Höhen und Tiefen, wobei Letztere vor allem im ersten Durchgang Einzug erhielten. Außerhalb des aktiven Haufens, der mit seinen begrenzten Mitteln dennoch gut lieferte, ging anfangs nur wenig. Im zweiten Durchgang wurde es etwas besser und bekannte Gesänge und Gassenhauer schepperten schon ordentlich. Aus den gegebenen Voraussetzungen das Beste gemacht, um es mal mit einem bekannten Satz zu umschreiben. Hatte man auch schonmal besser erlebt. Vielleicht liegt aber auch nur die eigene Messlatte recht hoch, aber gerade rückblickend auf den bockstarken Auswärtsauftritt in Mainz in der Vorwoche hatte man sich doch etwas mehr gewünscht.
Dafür gab’s ja noch das Spiel, und das sollte wirklich alles andere in den Schatten stellen. Die SVE startete von Beginn an angriffslustig und zeigte sich bissig, wie schon in der Vorwoche in Mainz. Dem nicht genug, machte Wirbelwind Tekerci mit dem schnellen 1:0 in der sechsten Minute den Start in die Partie perfekt. Großer Jubel vermischt mit verwunderten Augen. Ist das wirklich das Elversberg, welches wir kennen? Und auch danach blieb Elversberg die beherrschende Mannschaft. Laufwege, Zweikampfverhalten und vor allem das aufopferungsvolle Pressing waren nicht nur wunderschön mitanzuschauen, sondern auch der Schlüssel zum Erfolg gegen den überfordert wirkenden Tabellenführer. Keine Übertreibung, aber so eine qualitativ geile Leistung habe ich von einer Elversberger Mannschaft schon lange nicht mehr gesehen. Da bekam man fast schon Gänsehaut bei manchen Aktionen.
Von Saarbrücker Seite kam dabei so wenig, dass in den kompletten neunzig Minuten nicht mal eine nennenswerte Torchance heraussprang. Einfach mal den Favoriten komplett an die Wand gespielt, Wahnsinn! Und auch der zweite Durchgang startete wir der Erste: Mit einer eiskalten Dusche für die Gäste. Dieses Mal war es Feil, der die Kugel zum 2:0 im Kasten unterbrachte und die spielerische Dominanz unterstrich. Saarbrücken wusste sich in vielen Situationen nur noch durch überhartes Einsteigen zu helfen, was der etwas einseitig wirkende Schiri mit etlichen gelben Karten honorierte.
Höhepunkt war da sicherlich die 67. Minute, als der erst vor zehn Minuten eingewechselte Saarbrücker Kicker Vunguidica nach einem Frustfoul mit Rot vom Platz flog und in der Folge gefühlt jede Aktion gegen Blau-Schwarz gepfiffen wurde. Entsprechend emotional reagierte der Gästeanhang und ließ Plastikbecher und Klobürsten auf den Platz regnen. Die Nachbetrachtung im TV Bericht bestätigte allerdings das Handeln des Gespanns in den meisten Fällen. Saarbrücken auf dem Rasen nun völlig von der Rolle, was die SVE wiederum durch den erneuten Feil zum letztendlichen 3:0 nutzte. Dem nicht genug, wurde nur eine Minute später Mario Müller vom FCS mit erneuter roter Karte zum früheren Duschen geschickt. Die hätte ich allerdings nicht gegeben, zumal Müller noch nicht mal letzter Mann war.
Kurze Zeit später war Schluss und die SVE stand als hochverdienter Sieger fest. 3:0 gegen Saarbrücken, wär hätte das nur Gedacht? Da waren‘s nur noch fünf Punkte. Immer noch ne Menge, allerdings liegen ja noch ein paar Spieltage vor uns. Der Südwesten bleibt also spannend! Entsprechend emotional fiel auch die Siegesfeier vorm Heimblock aus, während Saarbrücken ebenfalls seinen Kickern applaudierte. Warum auch nicht, war ja eine gute Woche, vor allem durch den verdienten Einzug in die nächste Pokalrunde, in der man es mit den ungeliebten Karlsruhern zu tun bekommt. Auch ein netter Kick!
Nach getaner „Arbeit“ verbrachte man den restlichen Nachmittag mit dem Nachfeiern des eigenen Ehrentages in der Heimat, ehe in der Folgewoche so langsam ein paar freudige Nachrichten eintrudelten. Wie eingangs erwähnt, hatte man mit Blick auf das Ergebnis den richtigen Riecher und sahnte u.a. einen Gutschein für die Reisekasse ab. Auch schön, wenn man sich Fussball durch Fussball finanzieren kann!