Bundesliga: 1.FSV Mainz 05 – 1.FC Köln

25.10.2019
9. Spieltag Bundesliga
1.FSV Mainz 05 - 1.FC Köln
Stadion am Europakreisel
Endergebnis: 3:1 (1:1)
Zuschauer: 31.999 (ca. 4.000 Gäste)
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Nachdem man den Mainzer Europakreisel zuletzt für das Euroleague-Spiel gegen Saint-Étienne im Herbst 2016 besuchte, sollte es nun auch mal zu nem Bundesligakick in die rheinhessische Landeshauptstadt gehen. Kann man sich im Karnevalsderby gegen Köln an nem Freitagabend auf jeden Fall geben. Anstoß war dabei die Anfrage einiger Kollegen aus Korea, die den hiesigen Fussball nur aus Funk und Fernsehen kennen und sich auch mal von der Atmosphäre in deutschen Stadien überzeugen wollten. Warum dann ausgerechnet Mainz? Naja, ging eben nicht anders.

Daher fix sieben Karten auf der Hintertortribüne zu je 25€ bestellt und ab ging die wilde Fahrt. Nicht unbedingt die besten Plätze, da auf der gleichen Tribüne wie der Gästeblock, dafür wenigstens in ausreichender Anzahl vorhanden und bezahlbar. Vorfreude auf den Kick verspürte man im Vorfeld dennoch, warum auch nicht. Nach Feierabend ging’s daher vom Frankfurter Zentrum erstmal in Richtung Mainz, wobei die Fahrt in Kelsterbach unfreiwillig unterbrochen werden musste. Genau an diesem Tag kam es nämlich zu großräumigen Sperrungen um den Frankfurter HBF, was zur Streichung jedes zweiten Zuges führte. Muss ja so sein, wenn wir mal westwärts gurken.

Daher mit einiger Verzögerung am Mainzer Bahnhof eingetrudelt und schnurstracks in die Tram gen Stadion. Die hält typischerweise auch erstmal ne gefühlte Ewigkeit vom Stadion entfernt, wodurch man wenigstens den Blick auf das rot leuchtende Stadion bei Nacht werfen konnte. Tagsüber Möbelhaus, nachts dann doch recht schick. Fallen auch die Felder nicht so auf. Die Kontrollen am Eingang dauerten zum Glück nicht so lange, weshalb man dann doch eine Viertelstunde vor Anpfiff den Platz in Block F einnahm.

Sicht soweit auf Heimkurve und restliches Stadion perfekt, da kann man nicht meckern. Nur das mit dem Gästeblock passte nicht so ganz, weshalb man sich, der erspähten Choreovorbereitungen sei Dank, dann in dessen Richtung aufmachte. Ordner und Kontrollen waren keine sichtbar, daher schnappte man sich bis zum Anpfiff einen perfekten Platz in unmittelbarer Nähe zu den Kölnern. Leider klappte es für die Kollegen zeitlich nicht so ganz, worunter dann auch die Kamera fiel. Daher von der folgenden Aktion nur ein paar Schnappschüsse in Super SD. Köln zeigte zu Beginn eine schicke Choreo mit tausenden rot-weißen Fähnchen. Zum vorgehaltenen „Ultras“ Schriftzug erhellten wenig später etliche weiße Strobos und rote Fackeln den Mainzer Nachthimmel. Geile Aktion, auch aus der Perspektive!

Die Heimseite startete dagegen mit einem Schalintro und ordentlich Tifo, ehe es am Eingang unterhalb des Standortes der Chaos Boys zu heftigem Trouble kam, bei dem einige der Beteiligten Faustschläge kassierten. Die Aufregung legte sich aber schnell wieder. Bis jetzt keine Ahnung, was da los war. Die Mainzer Kurve in der Folge mit ordentlichem Support, an dem sich ein guter Teil des Blocks beteiligte. Der Standortwechsel ins Herz der Tribüne scheint dabei gut zu klappen, da so die Grenzen zwischen Szene und restlichem Anhang verschwimmt und der „Kreis“ der Supportwilligen von Minute zu Minute variiert.

Gesanglich und in Sachen Lautstärke vor allem konstant, wenn auch keine Bäume ausgerissen wurden. Stark zeigte sich die Kurve vor allem im zweiten Durchgang, nach Toren und gegen Ende des Spiels. Da konnten auch manchmal andere Teile des Stadions mitgezogen werden. In Anbetracht der eigenen Distanz zur Kurve dann doch etwas mehr, als ich erwartet hätte und auch beim zweiten Besuch an gleicher Stelle überzeugend.

Köln dagegen nicht ganz so konstant, was sich hierbei aber hauptsächlich auf die Höhen bezieht. Denn wenn der Gästeblock mal einen Gassenhauer anstimmte, fetzte es so richtig. Krasse Mitfahrerzahl, und das auf einen Freitagabend. Und wenn die alle mal zusammen loslegten, alle Achtung! Ich persönlich hätte die Gästezahl sogar etwas höher als die öfters erwähnten 4.000 eingeschätzt, zumal beim Kölner Treffer nicht nur die komplette Hintertortribüne, sondern auch etliche auf Haupt- und Gegengeraden aufsprangen. Aber is ja auch egal. Kölner Stimmung, vor allem in der ersten Hälfte, demnach bockstark.

Der zweite Durchgang wurde nochmals mit einer schicken Pyroshow hinter dem Pariser „Supras“ Banner eingeleitet. Danach beschränkte sich die Unterstützung, dem Spielverlauf entsprechend, eher auf den eigentlichen Gästeblock. Und auch sportlich wurde ein wahres Feuerwerk abgebrannt. Schon lange kein so spannendes Bundesligaspiel mehr gesehen. Da merkt man, dass die beiden Teams im Tabellenkeller auch früh in der Saison punkten wollen und müssen. Köln anfänglich deutlich stärker und sehr früh mit dem ersten Tor, welches allerdings aufgrund einer Abseitsposition nicht zählte. In der 14. Minute war es dann aber soweit und Köln netzte zur verdienten Führung, die beim Gästeanhang zur absoluten Ekstase samt erneutem Anriss einer Fackel führte. Mainz dann wiederum in der 20. mit dem Ausgleich als passende Antwort.

Auch danach ging es heiß her. In der 55. Minute drehte Mainz durch ein wahres Traumtor das Spiel, bevor Köln in der 63. einen mehr als berechtigten Handelfmeter nicht zugesprochen bekam. Und das selbst nach Videobeweis, was sich im Nachgang als klare Fehlentscheidung herausstellte. Wenn dieser Eingriff ins laufende Spiel nicht schon Spannung genug nimmt, sollte er wenigstens für Gerechtigkeit sorgen. Ist selbst das nicht gegeben, kann ich selbst die eifrigsten Befürworter des Videobeweises nicht mehr für voll nehmen. Mainz dazu mit dem passenden Spruchband: „Reclaim the Game – Videobeweis abschaffen“.

Dem ständigen Hin und Her setzten die Hausherren schließlich in der 82. Minute ein Ende und tüteten mit dem 3:1 den Heimsieg ein. Von verdient, unverdient oder sonst was will ich hier gar nicht sprechen, denn das Spiel machte einfach nur Freude. Genauso schön mitanzusehen waren die großen Augen der koreanischen Kollegen, die das Spiel, die Leute und die Stimmung in all ihren Facetten aufsogen und nicht nur den gesamten Rückweg, sondern selbst Tage später noch drüber sprachen.

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Stichwort Rückweg, auch so ne Sache. Das mit der Sperrung des Frankfurter Hauptbahnhofs sollte uns nochmal sauer aufstoßen. Braucht man für gewöhnlich etwa eine Stunde in die Heimat, waren es an diesem Tag in, natürlich überfüllten Zügen, mehr als zwei. Daher fiel man schließlich, absolut fertig, erst nach zwei Uhr in die Federn. Die Mütze Schlaf war wichtig, denn am nächsten Tag sollte es gleich wieder nach Mainz gehen.