01.08.2019
2. Qualifikationsrunde Europaleague
SG Eintracht Frankfurt - FC Flora Tallinn
Waldstadion Frankfurt
Endergebnis: 2:1 (1:1)
Zuschauer: 48.000 (ausverkauft, ca. 50 Gäste)
Fotoalbum
Die Vorfreude auf den Kick war die ganze Woche über spürbar, war es doch unser erstes Mal „Eintracht Frankfurt International“, wenn auch nur in der Quali. Doch auch in diesem Jahr scheint der Zirkus rund um die Eintracht nicht zur Ruhe zu kommen, sodass das Rückspiel gegen den estnischen Vertreter Flora Tallinn innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Tickets hatte man zu dem Zeitpunkt noch keine, was sich eines Freitags schlagartig ändern sollte. Denn der hiesige Nahverkehrsbund RMV bot innerhalb seines Treueprogramms (Punkte ähnlich wie bei Payback, die man hier für die Tages- und Monatskarten erhält) Resttickets an.
Klar, dass man dabei zuschlug und binnen einer Woche die frischgedruckten Karten in Händen hielt. Selbige waren, verständlicherweise, Rückläuferkarten des nicht abgerufenen Gästekontingents. Mit den Sitzen im Oberrang der Ost inklusive perfektem Blick auf die Nordwest konnte man allerdings mehr als Leben, zumal man nahezu die gleiche Sicht bereits im Dezember letzten Jahres für gut empfand.
Die Folgetage waren demnach geprägt von Vorfreude, was am Spieltag am Donnerstagabend dann auch ein etwas früheres Verlassen des Büros zur Folge hatte. In Alt-Sachs schob man sich noch fix nen Döner zwischen die Kiefer, ehe es mit den weißen Heerschaaren gen S-Bahn ging. Der übervolle Zug brachte uns mit einiger Verspätung zum Stadion, wo nochmals das Ausmaß des ausgerufenen Mottos „Alle in Weiß“ zur Geltung kam. Von der Flughafenstraße bis in den Stadionumlauf zog sich eine einzige, weiße Masse, die sich zu mindestens 90% für die richtige Farbe entschied. Das beeindruckende Bild zog sich nahtlos im Stadion fort, welches wir eine gute dreiviertel Stunde vor Anpfiff betraten. Top Bild, wirklich!
Ebenso als gut wurden die Plätze im Block 21L empfunden, wobei selbst das einzige Manko bezüglich des Blicks auf den Gästeblock entfiel, denn Gäste waren absolut keine zu auszumachen. Später fand man heraus, dass sich etwa 50 grüne Esten im Unterrang versammelten, die sich ab und an durch ein paar „Flora“ Rufe bei uns Gehör verschafften. Zu sehen bekam man den Haufen allerdings zu keiner Zeit.
Dafür lieferte die uns gegenüberliegende Nordwestkurve umso geilere Bilder. Passend zum sowieso schon komplett weißen und mit 48.000 Frankfurtern ausverkauften Stadion zeigte die Kurve zum Einlaufen der Mannschaften eine große, weiße Blockfahne zwischen Ober- und Unterrang mit dem Motto „mein Verein“. Dazu wurden im Unterrang, neben den etlichen normalen und Gruppenfahnen, noch etliche weiße Schwenker verteilt. Auf Kommando erfolgte dazu noch ein weißer Bier-Rosetten Regen, der die Choreo letztlich vollendete. Extrem stark und vor allem vor dem Hintergrund, dass es sich „nur“ um eine Quali-Runde handelte, umso mehr zu würdigen.
Mich umgaben sowieso ein paar Zweifel, ob es denn überhaupt eine optische Aktion geben sollte. Auch die Zweifel bezüglich der Stimmung wurden binnen der ersten Sekunden in Luft aufgelöst. Mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke stieg die Nordwest mitsamt des restlichen Stadions in den Support ein und verlieh uns insbesondere in den ersten zehn Minuten immer wieder Gänsehaut. Eintracht Frankfurt lebt die internationalen Auftritte eben wie nahezu kein anderer Club der Bundesliga.
Im späteren Verlauf hielten immer wieder ruhigere Phasen Einzug, was mitunter auch mit dem Gegurke auf dem Rasen zusammenhing. Doch auch im zweiten Durchgang tobte immer wieder mal ein kleinerer, mal ein größerer Gesangsorkan durchs Waldstadion. Einfach nur bombastisch, diese Momente. Die Spruchbänder zu Beginn des zweiten Durchgangs thematisierten noch den zweimaligen Nachwuchs in den eigenen Reihen.
Wie schon angerissen, war der Kick alles andere als unterhaltsam. Nachdem die SGE das Hinspiel mit 2:1 für sich entscheiden konnte, gönnten sich die schwarz-weiß-roten Akteure an diesem Tag augenscheinlich eine Pause. In der 35. Minute erzielte Frankfurt daher etwas aus dem Nichts die Führung, welche im Gegenzug durch einen sehenswerten Distanztreffer durch Tallinn wieder egalisiert wurde. Frankfurts Paciência, an diesem Tag übrigens Geburtstagskind, besorgte durch einen Elfmeter zu Beginn des zweiten Durchgangs mit seinem zweiten Treffer schließlich den Endstand.
Souverän ist anders und auch so hätte man gegen ein besseres Spiel nichts einzuwenden gehabt. Aber für Frankfurt ist es auch noch früh in der Saison. Zudem erwischten die Gäste nicht unbedingt ihren schlechtesten Tag und warfen sich in so ziemlich jeden Ball. Dafür erhielten die Grün-Weißen auch allerhand Applaus von den Rängen, was die Kicker, die vor und nach Abpfiff vom Spiel ihres Lebens sprachen, mit einer Runde durchs Stadion honorierten. Einer der Jungs schenkte der Nordwest sogar sein Trikot, was letztlich zum Bild des Spiels avancierte. Starke Geste beider Seiten.
Für die SGE geht’s in der nächsten Runde nun gegen den FC Vaduz aus Lichtenstein. Kleiner Funfact am Rande: Das Frankfurter Waldstadion fasst im normalen Spielbetrieb 51.500 Schaulustige, Lichtenstein hat allerdings nur etwa 38.000 Einwohner.
Nach all der Freudenfeier ging es schließlich wieder auf die Heimreise, für die zum Glück ein Kollege samt Auto bereitstand. Da man am nächsten Tag sehr früh raus musste, war man letztlich gar nicht mal so unglücklich, die eigenen vier Wände eine gute anderthalb Stunde vor der ausgerechneten Ankunftszeit mit der Bahn zu erreichen.