2. Bundesliga: SpVgg Fürth – FC Erzgebirge Aue

28.07.2019
1. Spieltag 2. Bundesliga
SpVgg Fürth – FC Erzgebirge Aue
Sportpark Ronhof
Endergebnis: 0:2 (0:1)
Zuschauer: 9.970 (ca. 1.800 Gäste)
Fotoalbum

Die erste Zugtour der neuen Saison führte uns ins fränkische Fürth (Ha, innovatives Wortspiel!), wo der Auftakt der zweiten Liga gegen Wismut Aue auf dem Programm stand. Dabei machte man sich wiederum die regionale Nähe zu Bayern zu Nutze, was eine viertelstündige Anfahrt nach Kleinostheim bei Aschaffenburg beinhaltete und somit lediglich das Länderticket an Stelle des (nicht mehr verfügbaren) WET oder Deutschlandticket gezogen werden musste. Mit 32 Talern zu zweit die mit Abstand günstigste Anfahrtsmethode in die Nürnberger Vorstadt.

Über den Spessart ging’s per gar nicht mal so langsamem RE nach Würzburg, wo auch schon der Anschluss nach Fürth wartete. Mit im Gepäck während der gut zweieinhalbstündigen Anreise: Die übliche Frage nach dem „Wie wird der Tag wohl werden?“. Klar, Fürth ist jetzt nicht sonderlich als Fanmacht bekannt und Aue nicht unbedingt die größte Szene aus dem Osten, aber dennoch schürten so einige Faktoren die Vorfreude.

Zum einen die Ankündigung der Fürther Fanszene (die man im Übrigen bis dato noch nie selbst zu Gesicht bekam) in Weiß zu erscheinen sowie den alten Vereinsnamen zu ehren und ihn zurückzufordern (ohne den Namenszusatz „Greuther“, welcher aus dem Zusammenschluss der SpVgg mit dem TSV Vestenbergsgreuth im Jahre 1996 herrührt). Dazu auch noch die Aufforderung der Gäste, beim Saisonauftakt komplett in Lila aufzulaufen. Kann ja was werden!

Doch zuvor wollte noch ein wenig die, zugegeben, wie ausgestorben wirkende Innenstadt durchforstet werden. Vom Stile her recht ungewöhnlich und, auf Grundlage der braunen und ockerfarbenen Gebäude in den engen Straßen, etwas an Tschechien oder England erinnernd. Zwar kein touristisches Highlight, aber allemal die zwei Stunden Wert gewesen, wobei man sich währenddessen noch fix ne Portion Nudeln einverleibte.

Von der Innenstadt aus ging es nun per Bus zum Sportpark Ronhof, welcher direkt in einem Wohngebiet gelegen und somit von Mehrfamilienhäusern umrahmt wird. Im nun einsetzenden Regen am insgesamt sehr trüben Tag zog man zunächst die Tickets für die Gegengerade, welche für zwei Nasen mit 71€ (!) zu Buche schlugen. Heftig. Zweite Liga, Gegentribüne. Und das „nur“ gegen Aue, also gegen einen Gegner der billigeren Kategorie. Unverständlich, ehrlich.

Für den gesalzenen Preis gabs dann zwei Plätze in der letzten Reihe, die hier mal wieder nicht zu empfehlen ist. Schlechte Sicht auf den Platz dank dünner Metallstränge und noch schlechtere Sicht auf das Geschehen auf den Rängen. Daher wurden die gewählten Sitze in Block L unverzüglich gegen die erste Reihe des Blocks M eingetauscht. Konnte man machen, denn es war wenig los. Deutlich besser! Von hier aus bot sich perfekte Sicht auf den gesamten Sportpark Ronhof im gleichnamigen Stadtteil.

Angefangen bei der recht kleinen Heimtribüne, welche sowohl von Innen als auch von außen mit den Clubfarben Grün und Weiß bemalt wurde (wie auch die restlichen Teile des Umlaufs), zieht sich die ebenso kleine Gegentribüne, ehe die größere Kurve und Hintertorseite mit Gästeblock bis hin zur großen, neuen Haupt abschließt. Passte zwar alles nicht so recht zusammen, wirkte aber dennoch wie aus einem Guss.

Ein Stadion mit Charakter eben, was Stück für Stück am Wachsen ist und mittlerweile stattlichen 18.000 Schaulustigen Platz bietet. Glücklicherweise gehört das auf Bildern abstoßend wirkende VIP-Gebäude mittlerweile der Vergangenheit an und auch der unpassend flache Block neben der einzigen Stehkurve im Rund, dem „Lohner“, wurde auf das Niveau der angrenzenden Tribüne ausgebaut. Insgesamt war ich doch überrascht, wie sehr mir die Anlage vor Ort gefiel.

Ebenso ins Auge stach der aktive Haufen der Heimszene, welcher wirklich geschlossen die komplette Hintertorseite in ein strahlendes Weiß tauchte. Zu Spielbeginn zeigten die Fürther eine Choreo aus an Stöcken aufgerichteten Folienbahnen über den kompletten Hintertorblock, welche das typische „SpVgg“ in grünen Lettern auf weißem Grund darstellten. Darunter das zusätzliche Motto des Spieltages, das an die letzte Meisterschaft 1929 erinnerte: „Der Meister vor 90 Jahren verdient nur einen Namen!“. Passend dazu machten sich die Fürther Spieler in traditionell nachempfundenen Shirts warm und auch die letzte Aufstellung aus dem Meisterjahr wurde von Stadionsprecher und Publikum gemeinsam vorgetragen.

Nach der schicken Choreo folgte die eigentlich, für mich persönlich, größte Überraschung: Guter Support eines ordentlichen Haufens. Gut ein Drittel des Blocks beteiligte sich nahezu konstant an den Klatsch- und Hüpfeinlagen, viele weitere an den Gesängen. Mit dem typischen Stereobild über Fürth im Hinterkopf, gepaart mit der absoluten Ahnungslosigkeit, was einen hier erwarten würde, wurde man wahrlich positiv überrascht. Die Gesänge demnach recht laut und geschlossen, wenn auch viel „Standard“ in Hinblick auf Melodien und Schlachtrufe.

Das Tifo zeigte sich dann auch nicht schlecht, wobei insbesondere die Vielzahl an Gruppen-Doppelhalter in Erinnerung blieb, welche nahezu während des gesamten Kicks nach oben gehalten wurden. Weitere Aktionen folgten noch kurz nach der Halbzeitpause in Form des bekannten Transpis „Zurück zur SpVgg Fürth“ sowie einer Tapete gegen SVs („Gegen alle Stadion- und Betretungsverbote – Durchhalten, Freunde!“). Leider herrschte im restlichen Rund eher tote Hose, was vielleicht aber auch mit den Ticketpreisen zusammenhängt.

Aufgrund unserer Plätze galt natürlich ebenso dem Gästeblock eine erhöhte Aufmerksamkeit, welcher sich nahezu komplett in Lila präsentierte und mit 1.800 Sch(l)achtenbummlern mehr als gut gefüllt war. Hinter einer schicken Zaunbeflaggung startete Wismut mit einer Schalparade und kleinem Fahnenintro zum Steigerlied. Der folgende Support überzeugte ebenfalls auf ganzer Linie und war geprägt von lange gehaltenen Liedern, brachialen Schlachtrufen und purer Eskalation auf die Melodie der „Schwarzen Natascha“. Geiles Ding!

Klar, da man quasi direkt neben dem Gästeblock saß übertönte selbiger die Heimkurve fast durchgängig, allerdings würde ich auch so den Lila-Weißen die Stimmhoheit des Tages zuschreiben. Lauter, geschlossener Auftritt. Top! Besonders erwähnenswert wären noch die vom Capo initiierten eigenen Torjubel samt Bekundung des Zwischenstandes sowie die Tatsache, dass bei Aue eine Dame den Takt der Trommel vorgibt. Sieht man auch recht selten und sollte daher Erwähnung finden.

Sportlich dominierte die Spielvereinigung das Geschehen, scheiterte aber nur allzu oft am über sich hinaus wachsenden Auer Urgestein Männel oder an der eigenen Chancenverwertung. Wie so oft machte Aue im Gegenzug das 0:1, bevor in der Schlussminute mit dem zweiten Treffer die ersten drei Punkte eingetütet wurden. Entsprechende Eskalation im Gästeblock sowie leere Heimränge noch vor dem Schlusspfiff. Aber auch Wismut hatte einige Chancen, weshalb die drei Punkte nicht wirklich unverdient ins Erzgebirge wanderten.

Nachdem man noch einige Zeit der Lila-Weißen Siegesfeier beiwohnte, nutzte man die Gunst der Stunde (eine kurze Regenpause) und machte sich auf den Weg nach draußen. Per Bus ging’s nun wieder zurück in die Innenstadt und per U-Bahn eine Station zum Hauptbahnhof. Dort konnte nahtlos die Bahn erreicht werden, welche uns wiederum über Würzburg zurück ins Frankfurter Umland brachte.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Fazit des Tages: Nette Choreo, ein überzeugender Gästeblock und ein ganz ansehnliches Stadion, welches man endlich mal von Innen sehen durfte. Dazu die Erkenntnis, dass das mit den Zugtouren nach Bayern und Franken auch ganz gut klappt. Darauf lässt sich bauen!