Bundesliga: FC Schalke 04 – FC Augsburg

05.05.2019
32. Spieltag Bundesliga
FC Schalke 04 - FC Augsburg
Arena Auf Schalke
Endergebnis: 0:0
Zuschauer: 59.841 (ca. 700 Gäste)
Fotoalbum

Wenn sich jemand aus Fernost ankündigt und zwecks Spielbesuchs in Deutschland anfragt, kann man natürlich schlecht nein sagen. Zumal die kantonesische Version dieser Website primär dafür gedacht war und ist, dem geneigten Leser insbesondere die deutsche Fankultur näherzubringen. Nach einigem hin und her sollte es der Westen des Landes werden, wo die frühe Ansetzung letztlich einen Besuch des Schalke Heimspiels gegen Augsburg ermöglichte.

Zwar jetzt nicht die Bomben-Paarung, aber immerhin sollte so der Ticketkauf erleichtert werden. Diese schoss man für den Oberrang der Haupttribüne in Block 9 für happige 42 Tacken pro Nase. Zu dritt natürlich nur noch letzte Reihe, versteht sich. Immerhin hatte man so die vermeintlich beste Sicht auf Nordkurve als auch Gästeblock.

Da man sich erst in Gelsenkirchen selbst mit der neuen Bekanntschaft treffen sollte, gings für uns recht unbefangen sonntags mit dem Auto in den Westen. Dank der Anstosszeit um 13.30 musste man zwar recht früh raus, musste sich aber zur gleichen Zeit um eine späte Ankunft keine Gedanken mehr machen. Gänzlich ohne Staus erreichte man den ausgesuchten Parkplatz unweit des Bahnhofs in unter drei Stunden und traf sich an selbigem wenig später mit dem Bekannten aus Hongkong. Da dieser schon vor Vorfreude sprühte, gings fix mit der nächsten Stadtbahn gen Norden zum Stadion.

Dieses besuchte man persönlich nun schon zum dritten Mal, wobei an diesem Tag das erste Bundesligaspiel anstand. Nach einem Testkick und einem Europapokalabend demnach eine kleine Premiere für mich selbst. Zudem das Spiel nach dem Derbysieg und auch noch der entscheidende Matchball zum Klassenerhalt, da Stuttgart tags zuvor die Relegation quasi eintütete. So schlecht standen die Zeichnen demnach nicht, sodass man selbst der Partie entsprechend entgegenfieberte.

Die Vorfreude verflog jedoch Stück für Stück beim Betreten der Arena. Zunächst funktionierten die beiden mitgebrachten „Knappenkarten“ nicht mehr (weil zu alt), dann konnte man noch nicht mal an die Kohle darauf gelangen, sondern musste eine neue Karte im fetzigen „90er Jahre Party in der Veltins-Arena“ (Kotz.) Design erwerben und nochmal genug Geld für den Tag draufpacken. Die anderen Karten könne man ja per Post zurückschicken. Wie ich diese Geldkarten im Stadion hasse!

Da die Mägen knurrten knickte man entsprechend ein, nahm das neue Stück Plastik in Empfang und deckte sich mit Currywurst und einer Curryfrikadelle ein. Beides unerwartet gut, wenn auch mit knapp vier Euro überteuert. Aber was willste machen, das ist halt Fussball im Oberhaus. Dennoch angenehm gesättigt gings nun auf unsere Plätze, die nichts außer ein Schlag ins Gesicht waren.

Dank der voluminösen Dachkonstruktion hatte man einen dicken Balken vor der Nase, der jegliche Sicht auf Nordkurve und Gästeblock versperrte. Dafür auch noch über 40€ zu verlangen grenzt meiner Meinung nach an Frechheit. Klar, aufs Spielfeld kann man zwar schauen, aber mal ehrlich. Kein Hinweis auf eingeschränkte Sicht? Nichts? Letzte Reihe – Nie wieder! Da die Bude nahezu ausverkauft war und man sich zu Dritt nicht wirklich woanders breit machen konnte, nutzte man die Abstinenz der Ordner an den Mundlöchern und positionierte sich bis zum Spielbeginn erstmal dort. Die einzig richtige Entscheidung, was man wenig später herausfinden sollte.

Denn die Schalker Nordkurve zeigte kurz vor Anpfiff eine unglaubliche Choreo zu Gedenken an Vereinslegende Rudi Assauer. Zunächst formten schwarze und weiße Fähnchen im Unterrang den Namen „Rudi“, während in den Ecken zwei schwarz-weiße Portraits des ehemaligen Managers mit berühmten Zitaten als Blockfahne herunterwanderten. Kurz darauf wurde im Oberrang ein großer, blauer Vorhang hochgezogen. Darauf das Motto: „Malocher, Macho, Manager“. Nach einiger Zeit wechselten die schwarz-weißen Fähnchen im Unterrang in ein strahlendes Blau-Weiß, ehe das typische Abbild Rudi Assauers, zusammen mit Zigarre im Mund und UEFA Cup über der Schulter, empor stieg. Eine unglaubliche Aktion für eine einmalige Ikone des deutschen Fussballs. Meinen allerhöchsten Respekt dafür.

Leider kam dann irgendwann der Ordnungsdienst und wir mussten wieder zurück auf unsere Plätze, weshalb man das restliche Spiel über mit einem kleinen Bildausschnitt der Nordkurve leben musste. Die Stimmung war dann gut bis euphorisch, was in aller erster Linie am nun schon feststehenden Klassenerhalt lag. Die Quote in der Nord daher ansehnlich, die Liederauswahl ebenso nett. Einige der neueren Gesänge schepperten ganz ordentlich, während die großen Pogos selbst aus der Entfernung noch nach viel Spaß aussahen. Ein paar Freundschaftsgesänge zusammen mit den anwesenden Jungs aus Enschede und Nürnberg sollte es auch noch geben. Und auch optisch war die Kurve stets ansehnlich und überzeugte mit beständigem Fahneneinsatz. Ein guter Auftritt, der absolut überzeugte, wenn man auch schon an gleicher Stelle einen Besseren erlebte.

Die Gäste aus Augsburg kamen erst kurz vor Anpfiff, beflaggten erstmal die Glaswand mit vielen Zaunfahnen und verkleinerten den Block mittels Stoffbahnen in den rot-grün-weißen Vereinsfarben, ehe der Haufen optisch gut loslegte. Beständiger Fahneneinsatz, Hüpf- und Klatscheinlagen machten einen guten Eindruck, während man über den gesanglichen Auftritt wenig sagen kann. Es kam schlichtweg nichts bei uns an.

So verfolgte man das abstruse, stille Bild eines durchdrehenden Mobs über die gesamte Dauer des Spiels. Der ein oder andere Schlachtruf drang aber dennoch zu uns durch und gerade gegen Ende, als auch für Augsburg der Klassenerhalt zu hundert Prozent in trockenen Tüchern steckte, wurde es mal etwas lauter. Optisch Top, akustisch aufgrund unsere Plätze daher wenig aussagekräftig.

Sportlich erwischte man das so ziemlich schlechteste Spiel des Jahres, was bei unserem aktuellen Standard in 2019 eigentlich kaum für möglich gehalten wurde. Zwei lustlose Mannschaften, die beide sehr wohl wussten, dass dem jeweils anderen ein Punkt zum Ziel genügt, schoben neunzig Minuten lang planlos die Kugel über den Rasen. Keine Seite investierte auch nur irgendwas, Torchancen konnte man an der berühmten, einen Hand abzählen. Das Trauerspiel musste einfach die erste Nullnummer des Jahres werden.

Unsere Bekanntschaft aus Fernost verabschiedete sich unterdessen bereits zur 80. Minute mit dem Hinweis, dass er noch das Spiel in Leverkusen auf dem Zettel habe. Danach wolle er dort übernachten und noch einen Tag in Lev bleiben. Hoffentlich stirbt er nicht an Langeweile… Wir hielten bis zum Schluss durch und machten uns kurz nach Abpfiff wieder auf den Weg zur Stadtbahn. Durch die Massen quetschend erreichte man den Bahnhof auch irgendwann, nahm den nächstbesten Zug und fuhr zurück zum Hauptbahnhof. Dort gabs noch nen fixen Döner, ehe es wieder per Auto zurück nach Frankfurt ging.

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Auch wenn der Kick absolut nicht erstligareif war, erinnerte man sich auf dem Rückweg immer noch wohlwollend an die beeindruckende Choreo. Was für ein Hammer Teil, was für eine großartige Aktion! Was interessiert da schon das Ergebnis?