Regionalliga Nordost: BFC Dynamo – FSV Optik Rathenow

09.03.2019
24. Spieltag Regionalliga Nordost
BFC Dynamo - FSV Optik Rathenow
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
Endergebnis: 1:0 (1:0)
Zuschauer: 421 (5 Gäste)
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Der Samstag. Einer von lediglich zwei Tagen in der Woche, an denen einen der Wecker nicht schon um halb sechs unsanft aus den Federn reist. Ein Tag voller Ruhe und Entspannung. Einfach mal ne ruhige Kugel schieben… Oder aber, man stellt sich den Wecker noch ne anderthalbe Stunde früher und steht um kurz vor Fünf bereits am örtlichen Bahnhof.

Warum tut man sich sowas an? Nun, getreu dem Motto „Andere sammeln Briefmarken“ käme man nur schwer damit zurecht, wenn man eines der schönsten Stadien vor dem bereits geplanten Abriss und Neubau nicht doch noch irgendwie abhaken kann, zumal man bereits im September des vergangenen Jahres einen Fuß in den Bau setzten durfte. Die Rede ist vom Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, genauer gesagt vom „Großen Stadion“ in selbigem, Heimstätte des BFC Dynamo und in allen Belangen ein geschichtsträchtiger Ort.

Diese alten Stufen sollen nun weichen, wenn auch der Start der Umbaumaßnahmen immer wieder verschoben wird. Zuletzt hörte man mal was von einem Baubeginn in zwei Jahren, ehe eine zweitligataugliche Multifunktions-Kiste mit angebauten Sporthallen und Trainingsplätzen entstehen soll. Daher schrieb man sich den Besuch des alten Stadions früh im Jahr auf die Fahne, um am Ende nicht doch wieder in die Röhre zu schauen. Der zunächst angepeilte Kick gegen den CFC fiel ja bekanntlich dem „Wetter“ zum Opfer, ehe die Blicke auf das Duell gegen Optik Rathenow schweiften. Was für ein Hammerspiel! Nicht.

Dennoch sollte die Partie im März das bereits letzte Heimspiel an einem Samstag für den BFC werden, den man gegenüber einem Besuch des ebenfalls an gleicher Stelle kickenden VSG Altglienicke in allen Belangen bevorzugte. Also setzte man sich vier Wochen zuvor an die Planung, lotete Bahntickets und Spritkosten aus und entschied sich letztendlich für die Anreise per Luftroute. Bei gut zwanzig Talern pro Strecke und Nase kann kein Fernbus oder ICE mithalten, bei einer Anfahrtszeit, oder in diesem Falle Flugzeit von 55 Minuten schonmal gar nicht. Daher buchte man sich fix in die beiden easyJet Maschinen und stellte fest, dass rund um den Kick noch richtig viel Zeit für andere Tätigkeiten im dicken B übrig blieb.

Mit enthalten war jedoch die sehr frühe Anreise, womit wir wieder am Anfang wären. Per S-Bahn gings in der Folge zum Frankfurter Flughafen, wo man sich zunächst am flotten Frühstückt im örtlichen Schnellrestaurant labte, ehe es fix durch die Kontrollen zum Gate ging. Ohne lange Wartezeit konnte auch schon der Flieger bestiegen werden, mit dem man während des Fluges zumindest 45 Minuten Sonne pur genießen konnte. Der Landeanflug auf Tegel dann dank des Sturmes etwas holprig, dass darauffolgende Auffinden der Bushaltestelle dafür umso glatter. Noch fix sieben Euro pro Nase für die Tagestickets hingelegt und schon ging es auf gen Innenstadt.

Die Suche nach einem Happen zu Mittag führte uns zunächst über den Hauptbahnhof zum Hackeschen Markt, wo der das letzte Mal besuchte Markt natürlich geschlossen war, weshalb man einfach direkt per U-Bahn zum Prenzlauer Berg aufbrach. Dort schlemmte man für wenig Geld ne gute Pizza und Nudeln, bevor es bereits in Richtung Stadion gehen sollte. Eine fixe Runde durch den angrenzenden Mauerpark und um die Sportanlage war noch drin, bevor es auch schon die Tickets zu beschaffen galt.

Schlau wie man dachte zu sein entschied man sich im Vorfeld für den Unterrang der Haupttribüne, nicht zuletzt aufgrund des guten Blickes auf die auf der Gegentribüne positionierte Heimszene. Die Freude über die Verfügbarkeit der gewünschten Tickets bei der Verkaufsdame wich kurze Zeit später einem gewissen Misstrauen aufgrund des spontan günstigen Preises. Zwölf statt 18 Tacken liesen es schon ungefähr erahnen, der dazugehörige Kommentar „Ja, die Haupt ist heute geöffnet, aber die Tickets sind sowieso die Gleichen“ brachte letztendlich die Gewissheit, die wenig später beim Eintritt ins Stadion bestätigt wurde: Nicht nur wir, sondern alle Zuschauer befanden sich beim heutigen Kick auf der Haupt. Na klasse. Gute Bilder adé, zudem sollte man auch noch aufpassen, wo man sich hinstellt. Aber was solls, muss man eben mit Leben.

Zumindest der Blick auf das weite Rund entschädigte immens und war eigentlich ja auch der Grund, weshalb wir gerade hier stehen. Eine astreine und vor allem ungewöhnlich bunte Schüssel, die es so im aktuellen Fussballdeutschland nur noch einmal gibt. Dabei bietet sich den möglichen knapp 20.000 Zuschauern ein guter Blick auf die vier ikonischen, v-förmigen Flutlichtmasten, die das Stadion ebenso prägen wie sein in die Jahre gekommener Charme. Wirklich eine Schande, wenn hier auch nur ein Stein bewegt werden würde.

In Sachen Zuschauerandrang musste man heute, nicht zuletzt dank der sportlich schwierigen Situation des BFC und sicherlich auch aufgrund des Gegners, deutliche Abstriche machen. Gerade einmal 421 Schaulustige wollten sich das Duell des 15. gegen den abgeschlagenen Letzten geben, wovon man etwa fünf hellrote Schals ausmachen konnte. Der Rest drückte demnach den Hausherren die Daumen, wobei es im Großen und Ganzen auch dabei blieb. Hinter den bekannten, weinrot-weißen Fahnen formte sich nur langsam ein kleiner Haufen, der sehr sporadisch den ein oder anderen Gesang oder Schlachtruf anstimmte. So richtig wollte jedoch keine Stimmung aufkommen. Da war der zuletzt erlebte Auftritt bei Herthas Amateuren um Welten besser.

Kann vielleicht auch am Wetter gelegen haben, denn der mittlerweile aufgekommene Sturm machte den Aufenthalt nicht gerade angenehmer. Auch die Akteure auf dem Feld litten unter den Wetterverhältnissen, zumal der in der Regionalliga bekannte und stets gefährliche (Nicht!) lange Ball aus dem Halbfeld entweder auf halbem Wege verhungerte oder eben fast aus dem Stadion flog. Das Chancenplus im eher mäßigen Kick erspielten sich die Hausherren, die dementsprechend auch früh in Führung gingen.

Von den Gästen kam erst im zweiten Durchgang etwas mehr, wobei man innerlich schon fest mit dem Ausgleich kurz vor Schluss rechnete, da der BFC mindestens ein Dutzend Großchancen teils wenige Meter vorm Kasten vergab. Die beste Phase des Spiels waren schließlich die letzten zwanzig Minuten, in denen beide Teams nochmal alles nach vorne warfen. Doch am Ende sollte nichts mehr passieren, sodass mit dem Schlusspfiff ein lauter Jubelschrei durch das weite Rund hallte. Ein mehr als wichtiger Sieg für die Weinrot-Weißen, die sich dadurch vorerst von den Abstiegsplätzen verabschieden.

Für uns gings anschließend wieder zurück in die Kneipenstraßen des Prenzlauer Bergs, wo man sich im bereits im Vorjahr besuchten Stone Tap Room auf einem Sofa breit machte und das ein oder andere schmackhafte Bier verköstigte. Zum Abendessen gut zwei Stunden später musste natürlich ein Döner her, wobei man sich hierbei für die Hähnchen-Gemüse Variante entschied. Ein astreines Teil und immer wieder Pflicht beim Besuch der Hauptstadt. Gesättigt gings so langsam auf die Heimreise. Am Alex verbrachte man zunächst eine halbe Ewigkeit mit der Suche der richtigen Bushaltestelle, ehe der TXL-Bus uns wieder zum Tegel brachte.

Dank des großzügigen Puffers erreichte man wenig später den Flughafen ohne Zeitnot, schlenderte durch die Kontrollen und schaute letztlich am Gate noch die zweite Hälfte des Bundesligaspiels der Mainzer gegen Gladbach. Auf dem Weg zum Flieger traf man dann noch auf die Mannschaft von Sonnenhof Großaspach auf dem Rückweg vom Mittagsspiel in Rostock, wie sie sich gerade Weißwürste und Weizenbier zwischen die Zähne schoben. Für die gings weiter nach Stuttgart, für uns in den Flieger zurück nach Frankfurt.

Da dieser jedoch zunächst enteist werden musste, verabschiedete man sich innerlich bereits von der Heimfahrt mit der ersten Bahn, nur um während des Fluges positiv überrascht zu werden. Der Sturm revanchierte sich wohl für die peitschenden Böen am Nachmittag und trug uns fix gen Hessen. Gerade rechtzeitig dockte der Flieger am Gate an, sodass man die Beine in die Hand nahm und in unter drei Minuten am Regionalbahnhof eintraf. Geschafft! Nach kurzem Umstieg am Hauptbahnhof trudelte man schließlich kurz vor Mitternacht wieder in Rodgau ein.

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Eine geile Tour endete mit der erwartenden Erschöpfung, war jedoch mal wieder alle Mühen wert. Ein wunderschönes Stadion durfte von Innen betrachtet werden, während der kulinarische Hochgenuss in Form von Pizza, Döner und Bier den Rest des Tages versüßte. Alles in allem ein astreiner Samstag, der komplett frei von Hektik genossen werden konnte. Nur an den Toren müsste mal so langsam gearbeitet werden. Zwölf Buden in sieben Spielen sind alles andere als ein Augenschmaus… Da hatte man im letzten Jahr teilweise in einem Spiel schon mehr.