Bundesliga: Eintracht Frankfurt – Bayer Leverkusen

16.12.2018
15. Spieltag Bundesliga
SG Eintracht Frankfurt – SV Bayer Leverkusen
Waldstadion Frankfurt
Endergebnis: 2:1 (1:0)
Zuschauer: 46.500 (1.150 Gäste)
Fotoalbum

Drei lange Wochen ohne Fussball, dabei ist noch nicht mal Winterpause. Hart, doch der Umzug in die Mainmetropole mit den damit verbundenen Renovierungsarbeiten zehrte dann doch immens an der Zeit und lies quasi keinen noch so kleinen Kick zwischendurch zu. Man überlegt es sich nämlich schon zweimal, ob man einen Spielbesuch einplant, oder lieber doch die Möglichkeit wahrnimmt, solche Sachen wie das eigene Bett rüber zu karren, um nicht noch eine Woche auf dem Sofa pennen zu müssen.

Jetzt aber, am letzten Tag des Schleppens der übrig gebliebenen Möbel, sollte es endlich klappen. Zusammen mit Umzugshelfer Kev, dem ich meine Dankbarkeit für die Hilfe in den vergangenen Tagen gar nicht genug ausdrücken kann, gings für uns zu dritt zum sonntagabendlichen Spiel der Eintracht ins Frankfurter Waldstadion. Typisch Winter also mal wieder die große Bühne des deutschen Fussballs und auch gleichzeitig unser erster Kick in der neuen Heimat. Passenderweise hüllte die vorherige Nacht die Gegend in eine dichte Schneedecke, was natürlich Bammel hinsichtlich des öffentlichen Nahverkehrs hervorrief. Doch die S-Bahn schnurrte problemlos und brachte uns in kürzester Zeit von Rodgau in die Innenstadt der Mainmetropole.

Mit der nächstbesten Bahn gings direkt weiter zum bereits von der Dunkelheit umschlungenen Waldstadion, was man an diesem Tag bereits zum dritten Mal besuchte. Für Kev allerdings Premiere, sodass wenigstens einer von uns an dieser Front einen Zuwachs verbuchen konnte. Über die Flughafenstraße gings derweilen per Pedes in der Masse in den Stadtwald. Währenddessen beehrte man noch die ein oder andere Fressbude zwecks Nahrungsmittelbeschaffung, ehe man sich durch die Einlasskontrollen in Richtung Umlauf wühlte.

Mit ordentlichem Zeitpuffer stand als nächstes, dem gewählten Block geschuldet, eine halbe Stadionrunde an. Ab und an muss eben mal ein neuer Blinkwinkel her. Dachte man sich und wählte den Block 19H, gelegen in der Ostkurve direkt über dem Gästeblock. Bei größeren Spielen an sich nicht für Heimfans freigegeben, doch Leverkusen zählt bei Leibe nicht zu den Szenen, die regelmäßig mit ganz großen Massen durch die Republik touren. Gespannt auf die dadurch ermöglichte neue Aussicht gings über die letzten Stufen hinein ins weite Rund.

Und, was soll man sagen: Für einen uneingeschränkten Blick auf die Nordwest stellten sich die gewählten Sitze als bombastisch heraus. Selbige startete just in dem Moment, als wir die ersten Schritte durch das Mundloch des Blocks setzten, mit einer dem Rücken zum Spielfeld gerichteten Hüpfeinlage. Ja, das ist endlich nochmal großer Fussball! Und auch das ist der Grund, warum es einem in Frankfurt auch beim x-ten Besuch nicht langweilig wird: Schlichtweg eine der besten Kurven Deutschlands. Zum Spielbeginn war es zunächst eine schicke Schal- und Fahnenparade untermalt von den beiden bekannten Vereinssongs der SGE, die mächtig Eindruck hinterließ. Dazu präsentierte UF noch das Spruchband „Rivogliamo Claudio allo stadio!“ (ital., in etwa „Wir wollen Claudio zurück im Stadion!“).

Der anschließende Support schleppte sich zunächst ein wenig, was zum einen an der Liedauswahl, zum anderen aber an unserem gut 120 Meter entfernten Standort lag. Da offenbarten sich leider die Mankos der Sitze drastisch: Kein Blick auf die Gäste und eine recht leise Heimkurve. Zu allem Überfluss fehlte von der Leverkusener Szene jede Spur, sodass man sich schon recht früh nach Alternativen umschaute. Nach gut 15 Minuten enterten endlich die Gäste, welche an diesem Abend offensichtlich von einigen Freunden aus Offenbach unterstützt wurden (Zaunfahne und Freundschaftsgesänge), den Stehbereich und verschafften sich sofort Gehör. Standortbedingt hörten wir fortan quasi nur noch rheinische Gesänge sowie deren Trommler und Capo, was die letztendlich beschlossene Wanderung in der Halbzeitpause veranlasste. Am oberen Rand des Oberrangs der Gegentribüne wurde man schließlich fündig und genoss fortan einen perfekten Blick auf beide Szenen sowie auf den Rasen in Höhe der Mittellinie.

Nun schepperte die Nordwest, auch vom Spielverlauf getragen, endlich so richtig. Laute und niemals abflachende Gesänge, oftmals von weiten Teilen des Stadions getragen sowie Klatsch- und Hüpfeinlagen mit starker Mitmachquote bestätigten nochmals die eigene Einschätzung über Frankfurt. Und dass, obwohl viele noch ein paar Tage zuvor in den Genuss europäischer Luft in Italien gekommen waren und es in Sachen Motivation für ein Heimspiel gegen Leverkusen nicht unbedingt so gut bestellt gewesen sein dürfte. Schlichtweg eine der Top Kurven des Landes.

Doch bei all der Lobhudelei über die Heimseite sollten auch die Gäste nicht vergessen werden. Denn das, was die fast exakt 1.150 Leverkusener da akustisch aus dem Hut zauberten, war vorher auch nicht so zu erwarten. Vielleicht ist auch einfach nur der gerade vom Netz beschworene Stereotyp zu stark im Kopf verankert. Doch in den nun vier besuchten Spielen mit Leverkusenern im Gästeblock (zwei Mal in Gladbach, in Sinsheim und nun in Frankfurt) konnten die Rot-Schwarzen jedes Mal überzeugen. Klar, da fahren eben keine 5.000, doch dafür bekommt fast jeder der Anwesenden den Mund auf.

So blickte man im zweiten Durchgang des Öfteren verwundert auf den dünn besiedelten Gästeblock, der jedoch in Sachen Lautstärke oder auch in Form von Schwenkfahnen und Doppelhalter immer wieder positive Akzente setzte. Die Massenkompatibilität geht dann aber auch zu Lasten der Abwechslung und Textlastigkeit der Gesänge, die in Gänze etwas einfacher erschienen und mehrere Male während des Spiels erklangen. Akustisch demnach ordentlich, während die Zaunbeflaggung im Vergleich zur Heimseite recht mickrig wirkte.

Sportlich gabs ansehnliche Bundesligakost mit hohem Unterhaltungswert. Leverkusens frühes Tor wurde dank knapper Abseitsposition vom Kölner Keller geraubt, ganz zur Freude der Heimseite und zum Leidwesen der gerade angekommen Gäste und des Fussballs im Allgemeinen. Frankfurt im Anschluss mit dem erzwungenen Hörnchen, ehe im zweiten Durchgang der mittlerweile verdiente zweite Treffer nachgelegt werden konnte. Die Gäste kamen in der Folge nochmal ran und machten es spannend (und in Teilen auch hitzig), doch passieren sollte nichts mehr.

So stand am Ende ein in Teilen glücklicher, in Teilen verdienter Heimsieg zu Buche, der von der Nordwest gebührend mit lauten Gesängen und Hüpfparaden zusammen mit der Mannschaft zelebriert wurde. Nachdem der große Schwall das Stadion verließ und auch die letzten Lieder verstummten, brachen wir wieder gen Bahnhof auf. Unterwegs wärmte noch der ein oder andere heiße Äppler die kalten Gliedmaßen und begleitete uns auf unserem Weg gen Frankfurt.

Hier gibt’s viele weitere Bilder!

Dank überfüllter Bahnen klappte es natürlich nicht mit dem Anschlusszug, sodass ein unfreiwilliger halbstündiger Zwischenstopp am Hauptbahnhof eingelegt werden musste, ehe man, mittlerweile völlig fertig vom anstrengenden Tag, wieder in die eigene Bude fiel. Ein Kick steht noch an, dann geht’s schon wieder in die Winterpause.