Coupe FLF: FC Blau-Weiß Medernach – FC Alisontia Steinsel

01.06.2018
Finale Coupe FLF
FC Blau-Weiß Medernach - FC Alisontia Steinsel
Stade an den Burwiesen
Endergebnis: 2:6 (1:3)
Zuschauer: 735
Fotoalbum

Wenn man es einfach nicht wahrhaben kann, dass die Sommerpause so langsam Einzug in den dann fussballbefreiten Alltag erhält, quält man sich eben auch auf die weiter entfernteren Sportplätze, um sich an den letzten noch lebenden Rest der aktuellen Spielzeit zu klammern. So geschehen am letzten Freitag, als der pure Gedanke an das erste Wochenende ohne Fussball für unruhige Gemüter sorgte. Was macht man mit all der Freizeit?

Nach einigem stöbern im Netz wurde man auf den Luxembourger Pokal „Coupe FLF“ aufmerksam, seines Zeichens Amateurpokal der dritten bis fünften Liga. Dessen Finale stand freitags an, was somit zumindest etwas das Verlangen nach dem runden Leder stillen sollte. Auch wenn der Pokal sportlich so ziemlich gar keinen Reiz hat (Weder Aufstieg noch Teilnahme am internationalen Wettbewerb) und sich lediglich zwei Drittligisten gegenüberstanden, verhalf dennoch die Aussicht auf einen neuen Ground der Planung etwas auf die Sprünge.

Daher gings fussballhungrig mit dem letzten Tropfen Sprit an die Grenze, an der der gar nicht mal so billige Treibstoff in rauen Mengen ins Gefährt floss. Kurze Zeit später fand man sich im dichten luxembourger Feierabend Verkehr wieder, den man nach Abzweigung auf die neue Autobahn gen Norden hinter sich ließ. An Ettelbrück und Bissen vorbei erreichte man mit Mertzig (Nicht das saarländische Merzig) ein kleines Kaff so dermaßen fernab jeglicher Zivilisation, dass man auf den Buckelpisten unterwegs tatsächlich mehr Kühe zählte als entgegenkommende Autos.

Schonmal über die Art des neutralen Austragungsortes für ein Finale verwundert ergab sich im direkten Anschluss mit der Parkplatzsuche das nächste Problem. Die gefühlten drei Stellplätze in engen Straßen unweit der Anlage waren natürlich schon komplett belegt, sodass man im Gewusel ankommender Autos gerade noch irgendwie drehen und dem Chaos entkommen konnte. Nach einem guten Kilometer Dorfdurchforstung wurde man schließlich in einer Seitenstraße fündig. Inkludiert war damit ein mittellanger Fußmarsch, der durch den elenden Starkregen die abendliche Dusche ersetzte.

Klatschnass erreichten wir schließlich den kleinen Sportplatz, an dessen Eingangspforten man zunächst acht Euro pro Nase entledigt wurde. Beim folgenden Blick auf das übersichtliche und kaum gefüllte Stadion ging mir letztendlich nur ein Gedanke durch den Kopf: Warum tust du dir das an? Knappe zwei Stunden unterwegs und 16 Kröten am Eingang hinterlassen für das hier? Zu diesem Zeitpunkt belegte die Partie in der Hitliste der schäbigsten Spielbesuche aller Zeiten eine Spitzenposition, wenn man nicht sogar vom absoluten One-Hit-Wonder sprechen kann.

Der sinnlosen verprassten Kohle nachtrauernd versuchte man wenigstens irgendwie das Beste aus dem Besuch zu machen und streifte ein wenig durchs Gelände. Auf der einen Seite des Stadions präsentierte sich die ungewöhnlich kleine Haupttribüne fast schon knuffig, während auf der anderen Seite lediglich eine Holzhütte mit Freiluft-Toiletten ohne Türen (!) die Sicht auf die dahinterliegenden Felder versperrte. Kreisklassenromantik vom Feinsten, auch weil man der Mini-Tribüne mit der Zeit tatsächlich etwas abgewinnen konnte. Dem Wetter geschuldet hielt sich ein Großteil der anwesenden Zuschauer auf der Mini-Haupttribüne auf oder suchte sonst irgendwo zumindest etwas Trockenheit. Auch wir verzogen uns derweilen unter das Vordach eines sich im Bau befindlichen Clubheims und verfolgten daher die erste Hälfte vom Standpunkt hinterm Tor aus.

Zur eigenen Überraschung waren sogar aktive Anhänger beider Teams zu Gange, die mit unterschiedlichem Tifo auf sich aufmerksam machten. Die Heimmannschaft des Tages, der FC Blau-Weiß Medernach, wurde von der deutlich höheren Anzahl Fans begleitet. Neben einer Trommel und einem Megaphon flaggten diese sogar drei Fahnen vor sich ans Gestänge, wobei der Aufschrift „Ultras“ auf einem dieser Lappen keinen echten Glauben geschenkt werden darf. Die Gegenseite um den FC Alisontia Steinsel hatte ebenfalls einen Banner und eine Trommel am Start, trumpfte aber mit zwei Megaphonen und einer Schwenkfahne auf.

Daraufhin fuhr Medernach die ganz harten Geschütze auf und angelte sich eine Marschkapelle. Ja, eine Marschkapelle! Fanmeilengesänge untermalt mit Tuba und Trompete, dazu Töten überall. Willkommen im Stimmungsparadies! Der nervenzehrende Krach wurde immerhin einmal aufgelockert, als Medernach einen Gesang auf die Melodie von Despacito vortrug. Nach Suwon erst das zweite Mal, dass ich dieses Lied im Stadion hörte. Neben diesem Lichtblick bestand der restliche Spielsupport aus Megaphonsängern, die, größtenteils alleine, ihre Lieder aufs Spielfeld trällerten. Aber hej, immerhin war was los!

Während eine klasse Bifana im frischen Baguette von kulinarischer Seite her überzeugte, wusste nach einigem Geplätscher auch das Spiel überraschend zu unterhalten. Beide Mannschaften setzten alles auf die Offensive, wobei die favorisierten Gäste am Ende ihrer Rolle mit entsprechender Souveränität und Dominanz gerecht wurden. Das 2:6 bot somit wenig Spielraum für Beschwerden hinsichtlich des Kicks. Die acht Tore fürs Konto nimmt man natürlich gerne mit, ebenso wie den dann doch ganz netten Ground. Dennoch stellte man immer noch den Sinn des Spiels in Frage. Da reckst du einen Pokal in die Höhe und kannst dir davon nichts kaufen. Kein internationales Spiel, keine Privilegien in der nächsten Saison. Schlichtweg nix.

Hier gibt’s weitere Fotos!

Mit einem Gefühl zwischen Erleichterung über den überstandenen Besuch und einer dann doch gar nicht mal so geringen Freude über das Gesehene gings per Pedes zurück zum Gefährt, ehe die einstündige Rückreise in die Heimat bevorstand.