Saarlandpokal: SV Elversberg – 1.FC Saarbrücken

21.05.2018
Finale Saarlandpokal
SV Elversberg - 1.FC Saarbrücken
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 1:0 (0:0)
Zuschauer: 6.623 (ca. 5.000 Gäste)
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Das Saarlandpokalfinale, oder auch die letzte Chance für die SVE, die bescheidene Saison noch irgendwie zu retten. Schon seit Wochen skandierten die Anhänger der Schwarz-Weißen nichts anderes als den Wunsch, den Pott nach drei Jahren mal wieder mit nach Hause zu nehmen. Gelingen sollte dies in der Neuauflage des Endspiels des vergangenen Jahres, also wieder gegen den 1.FC Saarbrücken.

Dieses Mal jedoch nicht in Homburg, sondern im Waldstadion an der Kaiserlinde, was die Partie quasi zu einem Heimspiel für Elversberg machen sollte. „Quasi“ deswegen, weil die Heerscharen Saarbrücker die Arena sowieso in ihre Blau-Schwarze Farben tauchen würden. Dennoch dominierte bei mir persönlich die Vorfreude auf ein letztes, großes Saisonhighlight, das im besten Falle für meinen Heimatverein mit der Teilnahme am DFB-Pokal enden könnte.

Zudem schwirrten unaufhörlich die Gedanken an vergangene Saison durch den Kopf, die große Parallelen mit der jetzigen Situation aufweist, allerdings unter vertauschten Voraussetzungen. Elversberg spielte damals mit einer B-Elf im Cupfinale und unterlag den Hauptstädtern denkbar knapp. Nur drei Tage später stand das erste Relegationsspiel an, indem die Akteure alles andere als bei klarem Verstand waren. Der letztendliche Klassenverbleib war das Resultat einer Mischung aus Unfähigkeit und Lustlosigkeit vieler Leistungsträger, die sich zu diesem Zeitpunkt schon einem anderen Verein angeschlossen hatten.

Pokalfinale, Spieler weg, Relegation in München… droht dem FCS am Ende das gleiche Schicksal? Abergläubige sehen unter diesen Vorzeichen wahrscheinlich schwarz. Und tatsächlich blickte man in einigen Pressemitteilungen auf die Ankündigung der Gäste, der Bank auch mal eine Chance zu geben. Sprich: Die komplette Saarbrücker B-Elf sollte es gegen Elversberg richten.

Zugegeben, bei der Leistung der Elversberger in den vergangenen Wochen nahm man diese Nachricht eher ohne größere Freude zur Kenntnis, da man selbst der zweiten Reihe des FC noch eine bessere Spielstärke attestierte als dem durchmischten Haufen eigener Spieler. Dennoch liesen die Gedanken an vergangenes Jahr zwischenzeitliche Euphorie aufblitzen. Irgendwann muss es doch wieder klappen. Wenn nicht gegen eine Truppe, die sich keine verletzten Spieler leisten kann und sich sowieso schonen muss, gegen wen sonst?

Mit viel Vorfreude gings daher am sonnigen Pfingstmontag hinauf an die Linde. Über die Ansetzungspolitik am DFB-eigenen „Finaltag der Amateure“ ist denke ich genug gesagt, weshalb ich mich hier nicht nochmal auslassen muss. Fest steht einfach nur, dass der Termin für so ziemlich alle teilnehmenden Vereine jenseits des Hinnehmbaren liegt.

Aufgrund des Feiertages verliefen sich mal wieder etwas mehr Zuschauer an die Kaiserlinde, wobei das absolute Groß natürlich den Gästen zuzurechnen war. Leider zehrte die schwache Saison gehörig am Elversberger Zuschauerschnitt, sodass gegenüber der Ligabegegnung gut 1.000 Zuschauer weniger am Duell teilhaben wollten. Dennoch zeigte man sich mit über 6.600 Nasen durchaus zufrieden.

Doch da hörte es auch schon wieder auf mit dem zufrieden sein, denn vom Block C der Heimfans hätte man sich für solch ein entscheidendes Spiel durchaus mehr erhofft. Nach einem optisch ansehnlichen Fahnen- und Doppelhalterintro beteiligten sich während des Spiels lediglich zwischen 50 und knapp unter 100 Fans an den Gesängen, die der Mob schon bewusst einfach wählte. Da ging in vergangenen Partien derselben Größenordnung schon durchaus mehr. Vielleicht war es auch schlicht die Nervosität oder der fehlende Glaube an einen positiven Ausgang, der die Hemmschwelle für viele Anwesenden höher als sonst setzte. Dennoch fällt die Unterstützung gezwungenermaßen unter die Kategorie Highlight der Saison, auch wenn es für einen Treppchenplatz wahrscheinlich nicht reicht.

Die Gäste hingegen arbeiteten dank vom Verband ausgesprochener Materialverbote (Nach dem Viertelfinalspiel in Homburg) unter erschwerten Bedingungen. Keine Trommeln, keine Megaphone und keine Fahnen sowie das für die Fanszene wichtigere Spiel gegen München liesen jegliche Hoffnungen auf eine optische Aktion eigentlich gar nicht erst aufkommen. Leer bleiben sollte der Zaun aber dennoch nicht, denn in großen geschmuggelten Lettern erblickte ein „Scheiss SFV“ (Saarländischer Fussball Verband) das Licht der Welt, was dort auch die komplette erste Hälfte verweilen sollte.

Später flaggte die Szene kleine Lappen der wichtigsten Gruppen an den Zaun, was wiederum mal wieder zeigte, wie leicht sich solch dämliche Verbote eigentlich umgehen lassen. Auch zwei Trommeln fanden den Weg in den Block, wobei ich auf die Weite nicht wirklich erkennen konnte, ob es tatsächlich Trommeln oder nicht doch umfunktionierte Mülleimer waren. Auch ohne Megaphone heizten zwei Vorsänger dem Hintertorblock ordentlich ein, der ein ums andere Mal sehr laute Akzente setzte.

Gerade Klatsch- und Hüpfeinlagen erreichten hohe Mitmachquoten und wirkten optisch klasse, während die wie immer grandiosen Melodien für Ohrwürmer sorgten. Hervorzuheben wäre da der fast schon melancholische Gesang auf eine Melodie des Rapper-Duos SXTN, welcher den sehnlichen Wunsch der Anhänger beschreibt, das Kapitel Regionalliga endlich hinter sich zu lassen. Zu gönnen wäre es ihnen, denn die Szene ist definitiv mindestens drittligareif. Leider machten sich die fehlenden Megaphone ein ums andere Mal in Koordinationsschwierigkeiten bemerkbar, wenn sich andere Bereiche des Stadions in die Gesänge einschalteten. Gerade in der zweiten Hälfte war dadurch die Lautstärke zwar immens, zumeist aber im Kanon.

Sportlich war die Ausgangslage wie erwähnt eigentlich klar: Die SVE setzt in ihrem letzten Spiel alles auf Sieg, während der FCS gezwungenermaßen mit angezogener Handbremse ran musste. Auf dem Platz machte sich das jedoch eher weniger bemerkbar, denn das chancenarme Spiel war sehr ausgeglichen. Hier und da bewegte sich eine Mannschaft mal etwas schneller, doch im Großen und Ganzen war von einem vermeintlichen Favoriten keine Spur.

Mit der Zeit entwickelte sich das Spiel immer mehr zu einem puren Geholze auf des Gegners Knochen, die letztendlich mit zwei schwer Verletzten Torhütern endeten. Zuerst rutschte Julius Perstaller mit offener Sole in Saarbrückens Nummer Zwei Ricco Cymer, der daraufhin mit schweren Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus musste. Perstaller sah dafür nur gelb, wobei ich ihm in dieser Szene auch definitiv keine Absicht unterstellen würde. Später war es dann der Elversberger Schlussmann Frank Lehmann, der mit Verdacht auf ein kaputtes Knie ebenfalls per Trage das Feld verlies.

In der zweiten Hälfte erkämpfte sich Elversberg schließlich mehr Spielanteile und machte Anzeichen, den Pokalsieg mehr zu wollen. Doch es benötigte am Ende einen Strafstoß, um die Kugel hinter die Linie zu bugsieren. Der gerade erste eingewechselte Kevin Koffi setzte sich im Strafraum durch, wurde dort aber von einem Saarbrücker Abwehrspieler überhart gestoppt. Den fälligen Elfmeter in der 80. Minute verwandelte Julius Perstaller zum umjubelten 1:0, was den Heimblock in Ekstase versetzte.

Laute Gesänge schallten nun von beiden Seiten aufs Spielfeld, auf dem beide Mannschaften bis zum Ende alles gaben. In der 92. Minute wagte Saarbrücken einen weiteren Vorstoß. Plötzlich lag ein Blau-Schwarzer im Strafraum auf dem Boden, ein lauter Aufschrei ging durch die Gästefans… doch der Schiedsrichter zeigte einen Eckball an. Es kam zu einem wilden Spielertumult mit Schubsereien, der auch auf den Gästeblock überschwappen sollte. Die erzürnten Saarbrücker Anhänger traten gegen die beiden Zauntore, die sich in der Folge in Richtung Spielfeld öffneten. Ein Platzsturm blieb in dieser Situation aber aus.

Während die Ordner versuchten, die Tore wieder zuzudrücken, enterte auch schon die behelmten Einsatzkräfte das Spielfeld und positionierten sich vor dem Gästeblock. Der vom Spiel allgemein überforderte Unparteiische unterbrach daraufhin die Partie und verschwand mit seinem Gespann in den Katakomben. Die Lage beruhigte sich währenddessen schnell wieder, doch das Spiel blieb für fast dreizehn Minuten unterbrochen.

Als der Schiedsrichter das Feld wieder betrat, zeigte er ohne Vorwarnung und zur Verwunderung des gesamten Stadions auf den Punkt und gab Strafstoß für Saarbrücken. Während laute Unmutsbekundungen über die Entscheidungen auf der einen Seite und ungläubige Freude auf der anderen das Stadion erhellten, trat Saarbrückens Martin Dausch an… und setzte den Ball an den Pfosten. Tosender Applaus im Heimblock, der die letzten zwei Minuten mit lauten Gesängen feierte.

Wenig später war es vollbracht: Die SVE gewinnt seit drei Jahren endlich wieder den Saarlandpokal und rettet eine mäßige Saison mit dem Einzug in den DFB-Pokal. Die Schleusen öffneten sich und unzählige Schwarz-Weise Anhänger strömten den Platz, während die Gästefans nach kurzem Applaus für die eigene Mannschaft schweigend von Dannen zogen. Die Elversberger Feier gestaltete sich ausschweifend und voller ungläubiger Freude über den Titel, der wie Balsam auf die jüngst so strapazierten Seelen wirkte. Leider nahm man ebenfalls zur Kenntnis, dass bei der Feier der neue Zaun vorm Heimblock mal wieder für eine schwere Verletzung sorgte. Fanfreundliche Trennzäune sind wohl auch zu viel verlangt…

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Mit diesem Wehrmutstropfen galt der Blick dennoch der feuchtfröhlichen Gestaltung des Abends, denn trotz mittlerweile unzähliger Finalteilnahmen stellt ein Pokalsieg immer noch ein rares Gut an der Kaiserlinde dar. Am Ende bleibt, neben dem Wunsch auf ein gutes Los in der ersten Hauptrunde, natürlich die Hoffnung, dass sich beide Torhüter von ihren Verletzungen zeitnah wieder erholen. Gleichzeitig wünschen wir dem 1.FC Saarbrücken an dieser Stelle gutes Gelingen in den beiden Relegationsspielen gegen 1860 München. Auf dass das Saarland endlich wieder höherklassig vertreten ist!