09.05.2018 Halbfinale Coupe de Luxembourg RFC Union Luxembourg - FC Differdange Stade Achille Hammerel Endergebnis: 1:0 (0:0) Zuschauer: 761 (ca. 400 Gäste) Fotoalbum
Am Mittwochabend war es endlich so weit: Der letzte Ground der Nationaldivision stand an. Nach x geplanten Besuchen, die jedes Mal kurzfristig aufgrund von Schnee, Terminkollisionen oder anderen Dingen abgesagt werden mussten, stellte das Pokalspiel im Coupe de Luxembourg endlich die perfekte Möglichkeit zur Komplettierung der luxembourger ersten Liga dar.
Voller Vorfreude ging’s mit dem Auto über die Grenze in den Feierabendverkehr des Großherzogtums. Nach kurzem Stau erreichte man auch schon den Süden der Hauptstadt, wo der Spielort nach einigen Versuchen gefunden wurde. Geparkt wurde, dank der späten Anstosszeit, für lau am Straßenrand in Mitten eines Wohngebietes, welches das Stade umrandet. Schon außerhalb der Anlage war für die Landesverhältnisse ungewöhnlich viel los, was sich auch an den Kassenhäuschen fortsetzte. Nach einigem Anstehen gabs die Tickets für je zehn Euro und den damit verbundenen Eintritt in die Anlage.
Das Stade Achille Hammerel machte mit seiner großen dreiteiligen Haupttribüne vom Fleck weg einen schicken Eindruck. Der Mittelteil bildet dabei den einzigen überdachten Part der Anlage und verfügt zudem über Sitzplätze, während die beiden unüberdachten Seitenblöcke lediglich als Stehplätze fungieren. Mit zehn Sitzreihen bzw. 13 Stehreihen wirkt die Anlage nicht nur groß, sie ist es auch. Zusammen mit der sechsstufigen Gegengerade bietet das Stade Platz für 5.814 Zuschauer und ist somit das Drittgrößte des Landes.
Ähnlich wie die benachbarte Anlage in Hamm liegt auch dieses Stadion in der direkten Einflugschneise des Flughafen Findel. Daher donnern alle paar Minuten große Maschinen über die Köpfe hinweg, die den ohnehin schon Panoramaartigen Abendhimmel perfekt ausschmückten. In Sachen Stadion war man somit schonmal mehr als zufrieden.
Auch die Verpflegung wusste zu überzeugen. Die grobe rote Mettwurst im Baguettebrötchen mit der in Luxembourg allseits beliebten scharfen orangenen Soße staubte mal wieder persönliche Bestnoten ab, während das Ganze vor allem preislich voll in Ordnung gingen. Drei Euro für ne Wurst und zwei Euro für eine Flasche(!) Cola boten definitiv kein Grund zum Meckern.
Gesättigt beschäftige man sich nun ein wenig mit der Entstehungsgeschichte der Gastgeber, über die man mal wieder ein Buch verfassen könnte. Der Racing FC Union Luxembourg ist, wie es der holprige Name schon vermuten lässt, ein Fusionsverein der drei erfolgreichsten Vereine der Hauptstadt. Am 12. Mai 2005 vereinten Spora Luxembourg, Union Luxembourg sowie der FC Aris Bonneweg ihre Kräfte und gingen in den neuen Verein über. Da dieser als offizieller Nachfolger der drei alten Clubs gilt, darf er historisch betrachtet 28 Meistertitel und 20 Pokalgewinne sein Eigen nennen, was ihn auf dieselbe Stufe wie Rekordmeister Jeunesse Esch stellt.
Seit der Fusion klappte es jedoch nur bedingt mit dem erhofften sportlichen Erfolg. Lediglich eine Vizemeisterschaft verbunden mit der bis dato einzigen Europacup-Teilnahme 2009 sprang dabei heraus, während man im Pokal zwei Mal im Halbfinale scheiterte, unter anderem am FC Differdange. Ein Sieg im heutigen Spiel wäre also jetzt schon gleichbedeutend mit dem größten Erfolg seit mehr als 13 Jahren. Kein Wunder also, dass sich an diesem Abend mehr als die sonst üblichen 150 Zuschauer im Rund versammelten.
Die meisten Heimfans liesen sich auf der Haupttribüne nieder, auf der sich auch der kleine harte Kern der aktiven Supporter positionierte. Dieser bestand jedoch in großen Teilen aus Jugendspielern des Vereins, was sich nicht nur auf die Stimmfrequenz der späteren Gesänge auswirkte, sondern auch auf unser Nervenkostüm. Quasi jeder der Jungs hatte eine mechanische Tröte dabei, die im Sekundentakt malträtiert wurden. Kopfweh und folgender Standortwechsel inklusive.
Von der gegenüberliegenden Gegentribüne hatte man dann einen perfekten Blick auf den kleinen Mob, der optisch mit einer kleinen Zaunfahne und einigen Schwenkern aufwartete. Zudem erblickte man drei Trommeln sowie ein überdimensioniertes Megaphon, dass selbst die stadioneigene Beschallungsanlage alt aussehen ließ. Stimmung an sich gabs jedoch nur von der 20. Minute an bis zur Halbzeit. Die konnte sich jedoch sehen bzw. hören lassen. Auf bekannte französische Melodien trugen bis zu 100 Unterstützer ihr Liedgut vor, was unter Mithilfe des Daches zu einer ordentlichen Lautstärke führte. Im zweiten Durchgang blieb dann aber wieder alles still. Von Seiten der Gästefans, die im Stadion die klare Überzahl stellten, konnte keine aktive Fanszene ausgemacht werden.
Auf dem Rasen verkauften sich die Hausherren wacker gegen den haushohen Favoriten auf den Pokalsieg. Das chancenarme Hin und Her gefiel dabei lediglich aufgrund des Konterspiels von Racing, während die sonst so starke spielerische Klasse der Differdanger gar nicht zur Geltung kam. Folgerichtig waren es die Blau-Weißen, die in der 74. Minute dem rieselnden Kick ein Ende setzten und zum 1:0 trafen. Der Treffer riss Differdange endlich aus dem Schlaf und läutete eine Sturmphase der Gäste ein. Doch die kam spät. Zu spät. Unter lauten Fangesängen, die ab der 90. Minute wieder einsetzten, beendete der Schiedsrichter die Partie.
Zum ersten Mal steht Racing im Pokalfinale, was von den eigenen Anhängern mit etwas blauem und weißem Rauch sowie einem kleinen Platzsturm gefeiert wurde. Ein knapper, aber unterm Strich verdienter Sieg gegen überraschend schwache Differdanger könnte somit zum Türöffner für Europa werden. Mannschaft und Fans feierten indes den Pokaleinzug mit minutenlangen Gesängen fast schon wie die Meisterschaft, während alle die, die es mit den Gästen hielten, kopfschüttelnd das Stadion verliesen. Gegner von Racing wird übrigens der US Hostert, der seines Zeichens ebenfalls zum ersten Mal an einem Pokalfinale teilnimmt. Selbiges steigt am 27. Mai und wird, so viel steht fest, einen auf dem Papier überraschenden Sieger hervorbringen. Mal schauen, welchen der beiden Clubs man im Sommer im Europapokal wiedersieht!
Kleine erfreuliche Randnotiz zum Schluss: Mit dem Besuch des Stade Achille Hammerel darf man offiziell die Komplettierung der ersten Luxembourger Liga vermelden!