28.04.2018 6. Spieltag Europa League Playoffs KAS Eupen - Sporting Lokeren Kehrweg Stadion Endergebnis: 0:2 (0:2) Zuschauer: 1.865 (ca. 80 Gäste) Fotoalbum
Überraschend zügig nach unserer Abfahrt im Kölner Süden grüßten auch schon die ersten belgischen Straßenschilder vom Wegesrand. Die waren jedoch nur für kurze Zeit unsere Begleiter, denn nach wenigen Minuten erreichten wir auch schon die Grenzstadt Eupen. Mit einem großem Zeitpuffer im Gepäck wurde zunächst in der Innenstadt geparkt und selbige auf der Suche nach etwas Essbarem durchstreift.
Nettes Städtchen, wie sich schnell herausstellen sollte, und mit rund 19.000 Einwohnern größte Stadt des deutschen Teil Belgiens. Die vielen alten Gemäuer und unzählige Kneipen im Ortskern machten echt was her und luden zum Verweilen ein, was wir in der Folge auch taten. Obligatorisch wurde bei besten Fritten, Frikandel, Burger und Hähnchen Geschlemmt was das Zeug hielt, bevor am anderen Ende der Fußgängerzone noch die eine oder andere Waffel verputzt wurde. Das belgische Futter hat echt was, auch wenns danach etwas schwer im Magen liegt.
Mit gefüllten Bäuchen gings mit dem Gefährt den letzten Kilometer den Berg hinauf zum Stadion (ja, wir sind faul), wo glücklicherweise direkt ein Parkplatz an der Straße ergattert werden konnte. Ein immenses Aufgebot an Polizisten samt Pferdestaffel und Wasserwerfer liesen indes wunderst vermuten, was sich an diesem Tag wohl abspielen sollte… „übertrieben“ ist hier noch eine Untertreibung. Fanmassen erwartete man bei dem Duell zwischen dem sportlich eher unbeschrieben Blatt Eupen und dem zweimaligen Pokalsieger Lokeren nämlich eher nicht. Wer weiß, vielleicht schaut die hiesige Staatsmacht auch einfach nur gern Fussball.
Für 15€ pro Nase gabs in der Folge den Sitzer auf Tribüne Numero Drei, ihres Zeichens Gegengerade im etwas zusammengewürfelten Stadion. Selbiges zeigte sich gut dreißig Minuten vor Anpfiff noch regelrecht verwaist. In Ländern wie Belgien, Frankreich oder England aber auch nicht sonderlich verwunderlich. Somit bot sich uns ein perfekter Blick auf das 8.363 Zuschauer fassende Kehrweg Stadion.
Während man beiden Hintertortribünen rein optisch noch etwas abgewinnen konnte, gefiel die halbfertig wirkende und nur teilweise überdachte Gegengerade eher weniger. Auch die Haupttribüne schien mit dem kleinen Stehblock auf der einen und einem Haus auf der anderen Seite etwas fehl am Platz. An sich aber insgesamt eine recht gepflegt und neu wirkende Anlage, deren VIP-Tribüne im Übrigen hinter großen Glasscheiben errichtet wurde. Man will sich ja wie daheim vorm Fernseher fühlen und nicht wie im Stadion mit kaltem Wind, Zigarettengeruch und so… ist klar.
Nach einiger Zeit füllten sich die unterschiedlichen Tribünen aber ansehnlich und die 1.865 Zuschauer lagen im Bereich des Erwarteten. Auf der Heimtribüne formte sich unterdessen ein recht ansehnlicher Haufen hinter der „Zebras Ultras Eupen“-Fahne, der ohne die Unterstützung einer Trommel ein oder zwei Rufe von sich gab. Die Luft ist wohl raus, zumal man in der sowieso schon unbeliebten Europaleague-Playoff-Gruppe schon jetzt keine Chance mehr auf ein Weiterkommen hatte.
Besser sah es da hingegen bei den Gästen aus Lokeren aus, die den ersten Platz der Gruppe belegten, der zu weiteren Playoffs und Entscheidungsspielen berechtigt. Wenig verwunderlich machten sich daher auch drei Busse mit insgesamt 80 Anhängern auf ins knapp 200 Kilometer entfernte Eupen. Zaunfahnen oder sonstigen Tifo suchte man vergebens, dafür gabs beständige Gesänge, die durchweg aus der Masse angestimmt wurden, und sogar einige Hüpfeinlagen. Lautstärketechnisch nicht schlecht, wenn alle mitzogen, und vom Stil her stark englisch angehaucht.
Ordentlicher Auftritt, bei dem sicherlich auch die Euphorie einer möglichen Europapokalteilnahme ein wenig mitspielte. Wobei, bis dahin wird’s wohl noch ein weiter Weg. Denn selbst wenn Lokeren nach zehn Spieltagen auf dem ersten Platz der Gruppe B verweilen würde, stünde zunächst noch ein Duell mit dem Meister der Gruppe A an, bevor der Sieger aus dieser Partie noch gegen den Vierten oder den Fünften der Meisterschaftsplayoffs antreten müsste. Und da sag noch einer, dass die deutsche Regionalligarelegation verwirrend wäre…
Somit lag die Favoritenrolle klar bei den Gästen, die wohl alles auf einen Sieg setzen würden. Und das Spiel startete entsprechend, allerdings auf beiden Seiten. Auf offensiv überraschend hohem Niveau (bei fehlender Defensive beider Teams) entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, der vor allem durch sein intensives Tempo überzeugte. Trotz gefühltem Chancenübergewicht der Eupener gelang es den Gästen in der 15. und 23. Minute mit zwei schnellen Toren die Partie in ihre Richtung zu lenken.
Doch auch danach rannten die Gastgeber unaufhörlich an, blieben jedoch bei so gut wie jedem Annäherungsversuch an des Gegners Kasten auf Höhe des Sechzehners hängen. Der zweite Durchgang gestaltete sich etwas ruppiger, passieren sollte aber nichts mehr. Somit durften die mitgereisten Gästefans mit dem Sieg die gefestigte Tabellenführung feiern, während sich der Heimbereich des Stadions binnen Sekunden leerte.
Nach Beendigung der Gesänge im Gästeblock gings auch für uns wieder nach draußen, bevor man sichs wieder im Auto gemütlich machte. Weitere zwei Stunden Fahrt über dunkle und von Baustellen verseuchte Autobahnen später erreichten wir wieder die Trierer Gegend, wo wir uns von unseren Mitfahrern verabschiedeten.
Insgesamt eine schicke Tour mit allerhand Fachsimpeleien, deren Höhepunkte aber eher außerhalb der Stadien zu finden waren. Belgien ist dennoch immer wieder eine Reise wert!