28.04.2018 36. Spieltag 3. Liga SC Fortuna Köln - FC Hansa Rostock Südstadion Endergebnis: 0:0 Zuschauer: 3.598 (1.212 Gäste) Fotoalbum
Ein Freitagabendspiel der SVE eröffnet für gewöhnlich immer die Möglichkeit einer längeren Tour über den Rest des Wochenendes. Die Auswahl war mal wieder gigantisch, wobei man sich recht schnell auf eine Autotour ohne Übernachtung festlegte. Ein Doppler im Westen sollte da schon drin sein, so die Überlegung. Direkt ins Auge fiel bei der Recherche der Gastauftritt der Rostocker bei der Fortuna im Kölner Südstadion. Ist auch schon ein paar Jahre her, seit man die Hanseaten das letzte Mal live erleben durfte.
Somit gings schonmal zu dieser Partie, obwohl man das Südstadion vor knapp drei Jahren schonmal mit einem Spiel gegen Dresden abhakte. Aber was solls, ist immerhin ne schöne Bude. Für das zweite Spiel der Tour zeigte sich die Auswahl eher beschränkt. Auf das Abendspiel der Leverkusener hatte man keine Lust, sodass man in Richtung Belgien schielte. Und siehe da: Der KAS Eupen, quasi Pflichtbesuch eines jeden Hoppers aus dem Westen, hatte ein Heimspiel. Kann man haben.
Mit der Entscheidung auf eine Autotour wurden mit Kev und Alex noch schnell die freien Sitze belegt, sodass es am Samstagmorgen auch schon gen Norden ging. Über freie Straßen erreichten wir die Rheinmetropole mit großzügigem Zeitpuffer, der erst wenige Kilometer vor dem Ziel langsam angeknabbert wurde. Eine gesperrte Autobahn und eine Ampelregelung an der Ausfahrt kosteten mal eben eine halbe Stunde. Sollte am Ende aber glücklicherweise dennoch reichen.
Geparkt wurde im Kölner Süden auf einem kostenlosen Parkplatz unweit des Stadions, von wo aus wir in Richtung Verpflegungssuche aufbrachen. Fündig wurden wir in einer kleinen Pizzeria nur wenige hundert Meter vom Parkplatz entfernt, wo erstmal eine Prosciutto und eine Salame für wenig Geld in die Bäuche wanderten. Papa Pizza können wir schonmal empfehlen.
Danach gings auch schon zum Ticketstand, wo vier Karten für den Stehblock Mitte ergattert werden konnten. Normalerweise nicht mein Ding, sich in den gleichen Block wie eine aktive Fanszene zu stellen, doch Preise um die dreißig Euro für nen Sitzer auf der Gegengerade sehe ich in der dritten Liga nicht ein. Schon die zu bezahlenden 14€ für den Steher sind meines Erachtens grenzwertig und nicht gerade fanfreundlich. Ausverkauft war die Bude am Ende wie zu erwarten nicht, weshalb man auch keinem Fortuna-Fan die letzte Karte wegschnappte.
Ohne Umwege gings danach direkt rein in die Bude. Auch dieses Mal hatte man die Hoffnung, dass die Hintertorkurve im Heimbereich geöffnet sein würde. Aber Pustekuchen. Daher gings für uns auf der Seitentribüne einmal bis ganz ans Ende, wo man sich in direkter Nachbarschaft zum Gästeblock niederlies. Schöner Ausblick auf das restliche Stadion inklusive. Exakt 14.944 Zuschauer finden in der Anlage Platz, die besonders durch die sehr flache Haupttribüne und die beiden weiten Kurven auffällt. An sich ganz schick, wenn auch leider selten wirklich voll.
Zum heutigen Spiel um die goldene Ananas verliefen sich immerhin knapp 3.600 Nasen im weiten Rund, von denen aber locker ein Drittel den Hanseaten die Daumen drückte. Für ein solch unbedeutendes Spiel sind 1.200 Gäste bei einem einfachen Anreiseweg von über 600 Kilometer echt eine Hausnummer. Mit im Gepäck hatten sie eine sehr starke Zaunbeflaggung, die den kompletten Gästeblock umfasste und optisch echt was hermachte.
Das wars dann aber auch schon mit Tifomaterial, was aber nicht weiter ins Gewicht fiel. Denn es war einmal mehr die optische Unterstützung, auf die man sich besonders freute. Und man bekam, was man erwartete: Eine zunächst verhalten startende Kurve, die nach einigen Ansagen des Vorsängers plötzlich explodierte. Trotz der eher bescheidenen Akustik und des extrem langgezogenen Blocks schafften es die Gäste immer wieder zu einer brachialen Lautstärke, die besonders bei Schlachtrufen und den häufigen Klatscheinlagen zur Geltung kam.
Freundschaftsbekundungen an halb Fussball-Deutschland sowie an den DFB und die Polizei durften natürlich auch nicht fehlen, was im Spruchband „Relegation abschaffen! – Verlierer müssen absteigen! – Scheiss St. Pauli!“ endete. Neben der omnipräsent hohen Lautstärke gefiel besonders die Geschlossenheit im Spielsupport, bei dem so wirklich alle ständig mitzogen. Lediglich ein kleiner Haufen hinter der „Boyz“-Fahne kochte ab und an sein eigenes Süppchen, sang jedoch die meiste Zeit die angestimmten Lieder der Suptras mit.
In der 30. Minute fand der überragende Support allerdings ein jähes Ende, als sich plötzlich der harte Kern schnellen Schrittes in Richtung Ausgang bewegte. Anscheinend kam es zu einigen Problemen zwischen der Staatsmacht bzw. dem Sicherheitsdienst und den mitgereisten SVlern von der Ostsee, was in einigen Rennereien und einem Pfeffersprayeinsatz mündete. Die zurückgedrängten Rostocker solidarisierten sich daraufhin mit den Stadionverbotlern und stellten den Support ein, bevor in der Halbzeit sämtliche Fahnen abgehangen wurden und einige Gäste sogar schon die Heimreise antraten. Schade, aber auch irgendwie verständlich.
Somit lag der Fokus erstmal auf dem Spiel, da man leider von Seiten der Heimfans positionsgebunden nicht wirklich viel mitbekam. Lediglich ein zwei Schlachtrufe oder Lieder nach Großchancen schwappten mal zu uns rüber, während sich die gegenüberliegende Haupttribüne bis auf sporadische Rufe zu fein dafür war. Immerhin das Tifo der Eagles in Form von einigen Schwenkfahnen konnte man begutachten, während ein angebrachtes Spruchband in der geschlossenen Heimkurve schonmal für ein Pokalspiel gegen den Stadtrivalen Viktoria Köln mobilisierte („8.5 Alle zum Derby 16 Uhr alter Markt“).
Leider hielte es auch eine Gruppe Holländer für nötig, während ihres (anscheinenden) Junggesellenabschieds mit pinken T-Shirts und Schals dem spiel beizuwohnen. Vom Glück verfolgt stellten die sich natürlich genau neben uns und trällerten einige schiefe Fangesänge vor sich hin, Akzent inbegriffen. Wenns läuft dann läuft’s. Auch das Spiel war eher eins der Sorte meh, wobei sich „Fööörtüühna Köeln“ (korrekte Aussprache laut meinem holländischen Nebenmann) etwas besser verkaufte. Mehr als ein kläglich verschossener Elfer der Hausherren kam dabei aber nicht heraus, sodass die torlose Punkteteilung am Ende in Ordnung ging.
Während sich der Kick also eher auf unansehnlichem Niveau abspielte, passierte zumindest auf den Rängen noch was. Erwähnenswert dürfte da schonmal die Laola-Welle sein, die im Gästeblock angestimmt wurde und nach einigen Versuchen bis auf die Haupttribüne schwappte. Mehr noch: Sogar der Stehplatzbereich der Heimfans machte plötzlich mit, wodurch sie mehrere Male am Stück durch das gesamte Rund ging. Der Heimbereich stellte daraufhin den Support ein, zumindest verlies der Capo den Zaun.
Die verbliebenen Rostocker hatten anscheinend immer noch Langeweile, weshalb sie aus dem Spruchband ein „Abstiegsgespenst“ bastelten und am vorderen Zaun des Gästeblocks aufhängten. Kaum verwunderlich stand dieses nach nur zwei Minuten in Flammen, weshalb sich ein grauhaariger Ordner erbarmte und in aller Seelenruhe mit seinem Feuerlöscher zum Ort des Brandherdes stapfte.
Insgesamt drei Mal musste er dafür anrücken und wurde jedes Mal von der Kurve unter laustarken „Feuerlöschermann“-Gesängen gefeiert. Auch als später die Rostocker Mannschaft vor die Kurve kam, feierten die Fans lieber den Ordner mit seinem Löscher, der sich sichtlich darüber freute. Witzige Aktion, die etwas über die triste zweite Hälfte hinwegtröstete.
Nach Ende des Spiels und der kleinen Feier des blau-weißen Anhangs gings für unseren Tross wieder zum Auto. Einen kurzen Kaffee-Stopp am lokalen Supermarkt später fand man sich auch schon auf der Autobahn in Richtung Belgien wieder.