21.10.2017 15. Spieltag Regionalliga Südwest 1.FSV Mainz 05 II - SV Elversberg Stadion am Bruchweg Endergebnis: 1:1 (1:1) Zuschauer: 605 (85 Gäste) Fotoalbum
Zum zweiten Mal innerhalb der laufenden Saison ging es für die SV Elversberg nach Mainz, dieses Mal aber zu den Amateuren des FSV. Selbige Spielen ja bekanntlich im Bruchwegstadion, was mit Sicherheit den einen oder anderen Fan der SVE zusätzlich motivierte, gen Rheinhessen aufzubrechen. Die Karte für den Bus sicherte man sich dieses Mal zügig, um nicht am Ende wieder in Hektik zu verfallen.
Etwa eineinhalb Stunden sollte die Fahrt dauern, die sicherlich nicht zu den längsten der Regionalliga Südwest gehört. Wie so oft bedeutete die Busfahrt auch die Freiheit, mal das ein oder andere gerstenhaltige Getränk zu verköstigen, was man an diesem Samstag auch zu genüge ausnutzte. Recht schnell verging die Zeit bei einigen Späßen mit den Mitfahrern, ehe man die Flutlichter des Bruchwegs erblickte.
Zur eigenen Überraschung wurde für die anwesenden Elversberger der Gästeblock geöffnet, den man somit zum ersten Mal von Innen sah. Einige Jahre zuvor, genauer gesagt im Frühjahr 2013, besuchte man schonmal das ehemalige Bundesligastadion, musste damals aber noch mit der Haupttribüne vorlieb nehmen. Etwa 85 Gästefans betraten nach und nach die Stahlrohrtribüne und positionierten sich im Oberrang der Gegengerade. Dabei standen die Schwarz-Weißen dicht zusammen, was im Endeffekt, trotz geringer Anzahl, ein recht gutes und geschlossenes Bild abgab.
Ansonsten blieb das 18.000 Zuschauer fassende Stadion sehr verweist. Auf der Haupttribüne ließen sich einige Anhänger der Mainzer nieder, wodurch man die Zuschauerzahl auf etwa 250 schätzte. Die spätere Verkündung von 605 verbreitete ein ungläubiges Grinsen.
Doch auch fast leer machte das alte Stadion echt was her. Schon seit 2011 ist es nur noch Heimspielstätte der Mainzer Amateure sowie diverser Jugendteams, Bundesliga gibt’s nur noch im nagelneuen Stadion am Europakreisel. Genutzt wird seitdem fast ausschließlich die noch recht neue Haupttribüne, die als Multifunktionsgebäude errichtet wurde. Die Gegengerade wird lediglich durch den Gästeblock ab und an bevölkert, während die Südtribüne (ehemalige Heimat der Mainzer Fanszene) sowie die Nordtribüne so gut wie immer leer stehen.
Leider findet man in einschlägigen Medien schon erste Spekulationen über Rückbaupläne für letztere Beiden. Auch ein Verkauf der beiden Hintertortribünen stand vor einiger Zeit mal im Raum, als der 1.FC Saarbrücken günstigere Alternativen statt eines Neubaus suchte. Momentan kann man sich aber noch am Anblick der Stahlrohrkonstruktionen erfreuen, welche zumindest von Innen einen recht schicken Anblick bieten. Von außen hat das Ganze große Ähnlichkeiten mit einer Fabrikhalle.
Wie zu erwarten gab es keine Supportbemühungen seitens der Heimfans, was vor allem daran liegt, dass die Mainzer Fanszene ihre zweite Mannschaft in der Regel nicht unterstützt. Somit lag die Stimmhoheit bei den Anhängern der SVE, die an diesem Tag einen mehr als ordentlichen Auftritt hinlegten.
Der Gästeblock zeigte sich ab Spielbeginn gut aufgelegt, supportete lautstark und ohne jegliche Pausen. Dabei wusste vor allem die hohe Mitmachquote zu überzeugen, in guten Momenten stimmten fast alle Mitgereisten mit ein. Auch die Lieder wurden durchweg abwechslungsreich gewählt und lange gehalten. Unterm Strich definitiv der beste Auswärtsauftritt der Elversberger Anhänger der laufenden Saison.
Obwohl die Fans einen echten Sahnetag erwischten, zeigte sich die Mannschaft auf dem Platz nicht unbedingt von ihrer besten Seite. So wirklich einordnen kann man die Leistung der Akteure in dieser Saison sowieso nicht, von Ergebniskonstanz keine Spur. Im Endeffekt fällte man den persönlichen Entschluss, sich einfach mal überraschen zu lassen. Gegen den Tabellennachbarn aus Mainz sollten sich die Saarländer zu Beginn mehr als ordentlich präsentieren, wobei der wirkliche Zug zum Tor noch ein wenig fehlte.
Nach einiger Zeit erspielten sich die Gäste erste Chancen und kamen tatsächlich durch Koffi zum 1:0. Wenig später gelang den Hausherren der Ausgleich… und das ohne Schuss aufs Tor. Eine Flanke sprang unglücklich auf die Brust des Verteidigers Maek und von dort ins Tor. 1:1, Halbzeit. Gefühlt eine ausgeglichene Partie, die man normal als typisches „0:0-Spiel“ hätte abstempeln könnte. Einzig die beiden unerwarteten Treffer stachen etwas aus dem eher faden Geschehen hervor.
Wer zu diesem Zeitpunkt auf Besserung hoffte, wurde von der zweiten Hälfte bitter enttäuscht: Beide Seiten präsentierten absolut nichts mehr, die Spielqualität fiel geradezu ins Bodenlose. Vor allem die Gäste zeigten eine mehr als schwache Vorstellung, scheuten viele Zweikämpfe und produzierten Fehlpässe am laufenden Band. In den letzten zehn Minuten wäre, dank wiedererstarkter Hausherren, fast noch der Siegtreffer für Mainz drin gewesen. Und der wäre mehr als verdient gewesen.
Glücklicherweise rettete die Elversberger Mannschaft den Punkt über die Zeit, musste sich beim Gang zum Gästeblock aber einiges vorwerfen lassen. Anstelle des üblichen Applaudierens skandierten die Anhänger „Wir wollen euch kämpfen sehen“, was mitunter die mangelnde Zweikampfbereitschaft des Tages anprangerte. Mehr als verdutzt musste man mitansehen, dass einige Spieler umgehend abdrehten und in Richtung Kabine trabten, was mitunter heftige Gefühlsausbrüche im Gästeblock hervorrief.
Nach einigem hin und her stellte sich die Mannschaft dann doch den Anhängern, auch wenn es hier und da zu einigen verbalen Entgleisungen auf beiden Seiten kam. Am Ende folgte ein langer und ruhiger Dialog zwischen den Fans und den beiden Spielern Leandro Grech und Florian Bichler, welche beide an diesem Tag nicht oder nur kurz am Spielgeschehen mitwirkten und somit eigentlich nicht Ziel der Vorwürfe waren.
Nach fünfzehn Minuten kam auch Trainer Neitzel zu den Gästen, beteiligte sich am Dialog und gestand am Ende auch eigene Fehler ein. Nicht nur deshalb wirkt seine Personalie mehr als Professionell und sympathisch, auch wenn man ihm von außen gerne die aktuelle Erfolglosigkeit anhängt.
Etwa zwanzig Minuten nach Abpfiff verließen auch die letzten Fans das Stadion und bestiegen wieder den Bus. Die Stimmung besserte sich allmählich und man blickte eher positiv in Richtung nächster Aufgaben.
Auch den Rückweg schaffte man in einer anderthalben Stunde, wobei man auch hier zur eigenen Freude auf eine Pause verzichtete. Gegen sechs Uhr erreichte man somit wieder heimischen Boden.