Champions League: F91 Dudelange – APOEL Nikosia

19.07.2017
2. Qualifikationsrunde Champions League
F91 Dudelange - APOEL Nikosia
Stade Jos Nosbaum
Endergebnis: 0:1 (0:1)
Zuschauer: 1.458 (80 Gäste)
Fotogallerie

Die mit Spannung erwartete Auslosung der Qualifikationsrunden für den europäischen Wettbewerb sollte für zwei der vier luxembourger Clubs recht gute Lose bereithalten. Während sich Progrès schon vor zwei Wochen über die Begegnung mit den Glasgow Rangers (und den späteren Sieg) freuen durfte, hieß der Gegner für den einzigen Championsleague-Teilnehmer APOEL Nikosia.

Obwohl Zypern doch recht weit vom Großherzogtum entfernt ist und wir deshalb einige Bedenken zwecks Anwesenheit von Gästefans hatten, entschieden wir uns schon früh für den Spielbesuch. Das Aufeinandertreffen von Progrès mit dem ebenfalls zypriotischen Vertreter AEL Limassol deutete immerhin durch Bilder und Videos darauf hin, dass einige Anhänger von der Mittelmeerinsel den Weg auf sich nehmen könnten.

Bei der zeitgenauen Ansetzung der Partie in der Woche zuvor wich die aufkommende Vorfreude aber eher wieder einem planerischen Desaster, da der Anpfiff um 18 erfolgen sollte. Ich selbst hatte natürlich das „Glück“ erst um vier Uhr Feierabend zu haben. Und auf die Minute genau gings auch erst zum Auto auf dem Parkplatz in Trier, bevor zunächst noch im Umland meine Mitfahrerin eingesammelt werden musste.

Gute neunzig Minuten blieben für den gesamten Weg übrig, was bei einer Durchquerung Triers komplett unschaffbar wäre. Deshalb entschieden wir uns für eine Fahrt übers Land, durchquerten dabei Konz, Saarburg und Perl und fuhren lediglich die letzten zwanzig Kilometer über die Autobahn in den Südwesten Luxembourgs.

In Dudelange angekommen stellte uns die Suche nach einem geeigneten Parkplatz vor die nächste Hürde, die weitere zehn Minuten der sowieso schon knappen Zeit auffraß. Letztlich stellten wir unser Gefährt in einer Sackgasse eines Wohngebietes ab und liefen die letzten fünfhundert Meter zu Fuß.

Am Eingang des Stadions angelangt, deutete eine lange Schlange an der Kasse auf eine wohl volle Hütte hin. Lange warten mussten wir dennoch nicht, da wir uns unsere zwei Tickets ein paar Tage zuvor via Facebook reservieren konnten. Für die billigste Kategorie verlangte die freundliche Dame am Eingang 20€ pro Nase… ganz schön happig, aber leider luxembourger Standard für internationale Spiele.

Um die gute Summe ärmer enterten wir gerade noch rechtzeitig das Stadion, schossen ein paar Fotos und setzten uns neben den Gästeblock in die pralle Sonne. Mit subtropischen Temperaturen von über 30 Grad und keinem Schatten weit und breit sollte sich dieses Unterfangen aber als anstrengender als gedacht herausstellen.

Kaum auf unseren Sitzen, liefen auch schon die Spieler zur Hymne der Champions League ein. Mit zugekniffenen Augen (an die Sonnenrille hat man natürlich nicht mehr gedacht) verfolgte man die Inszenierung, bevor sich die Teams zum obligatorischen Foto aufstellten. Unter kurzem Beifall der verhältnismäßig vielen Zuschauern startete die Partie unter der sengenden Sonne.

Die Ausgangslage für dieses Rückspiel sollte für die Gäste die bessere sein, da das Hinspiel in Zypern mit 1:0 gewonnen werden konnte. Die lokale Presse bescheinigte dabei den unterlegenen Luxembourgern aber eine mehr als ansehnliche Leistung, weshalb man auf ein spannendes Rückspiel hoffte. Im Hinterkopf der Dudelanger dürfte die Sensation von Progrès gewesen sein, die den gleichen Spielstand aus dem Hinspiel im Rückspiel drehen konnten.

Anders als bei Letztgenanntem durfte das heutige Spiel im eigentlichen Stadion von Dudelange ausgetragen werden, was sicherlich zu den Schönsten des Landes zählt. Als eines der wenigen Stadien mit zwei Ausbauten besitzt es eine schicke Holztribüne sowie eine lange Gegengerade aus Beton, auf der sich auch der Gästeblock befindet. Die Stufenhöhe liegt dabei bei gut einem halben Meter, was die Tribüne sehr imposant wirken lässt, während man auf irgendwelche Absicherungen lieber verzichtete. Warum auch? Wenn man fällt, fällt man weich auf den Vordermann.

Nach einem Testspielbesuch vor zwei Jahren war dies mein zweiter Besuch im Stade Jos Nosbaum, wobei dieses Mal das Stadion bis auf den Gästeblock fast ausverkauft gewesen sein dürfte. Für F91 ist die Zuschauerzahl mehr als eine Hausnummer, tummeln sich beim Ligakrösus normalerweise selten mehr als 300 Zuschauer.

Wie einige andere Clubs in der ersten Liga auch, entstand der Club 1991 aus dem Zusammenschluss dreier eher mäßig erfolgreicher Vorgängervereinen, wovon es einer sogar 1942 in die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft schaffte. Mit dem Zusammenschluss gingen aber wie so oft die Identitäten verloren, die Clubfarben wurden in rot-gelb geändert und ein neues Logo ziert nun die Brust der Akteure.

Auch die wahnsinnigen Erfolge der letzten Jahre schaffen da keine Abhilfe. Seit 2000 wurde Dudelange ganze 13 Mal Meister, darunter auch fünf Mal in Folge. Daraus resultierend spielte F91 gegen APOEL schon sein 50. Internationales Spiel, von denen respektable neun gewonnen werden konnten. Für Luxembourg ein absoluter Topwert.

Die Gegenseite des Tages zeigte sich nicht minder erfolgreich: Die orangenen Zyprioten stellen den, in Zahlen, besten Verein des Landes, konnten die Meisterschaft 26 Mal und den Pokal 21 Mal gewinnen und sind seit 2009 regelmäßig in der Gruppenphase diverser internationaler Wettbewerbe anzutreffen. Das Champions League Viertelfinalspiel gegen Real Madrid 2012 zählt dabei als Höhepunkt der Vereinsgeschichte.

Im Gegensatz zu den Hausherren werden die Gäste in großem Maße von ihren Anhängern unterstützt, von denen gut 80 den weiten Weg ins Großherzogtum auf sich nahmen. Neben der Auswärtsfahne der APOEL Ultras 1979 zierten einige Umlandfahnen (Brüssel Fans) den Zaun, weshalb wohl nicht alle Gäste direkt aus Zypern anreisten.

Zu Beginn der Partie sangen etwa 20 Gäste ein paar Lieder, was aufgrund der sengenden Hitze und einer fehlenden Trommel aber schnell wieder abflachte. Die Heimseite präsentierte sich gekonnt schweigend, wobei immerhin drei Kerle mit Trommeln ab und an auf selbige einschlugen. Die gleichen Nasen präsentierten sich in der Halbzeitpause übrigens als Marschband auf dem Platz.

Nach knapp zehn Minuten wurde es uns viel zu heiß, weshalb wir uns auf den Weg zur schattigen Buvette machten. Eine kalte Cola später nervten jedoch die Ordner, die jeden persönlich baten, sich bitte wieder irgendwo hinzusetzen, UEFA-Regularien sei Dank. Etwas zerknirscht gings deshalb wieder auf die Sitze.

Von der Hitze vollkommen unbeeindruckt zeigten sich hingegen die Spieler auf dem Feld, die ab Minute Eins ohne Kompromisse Vollgas gaben. Wie zu erwarten präsentierte sich Dudelange sehr offensiv und angriffslustig und stellte die Abwehr der Gäste vor einige Probleme. In fast der gesamten ersten Hälfte lag der Führungstreffer für die Hausherren in der Luft, doch die meisten gefährlichen Aktionen scheiterten an der schlechten Chancenverwertung oder am ganz starken Torwart der Zyprioten.

In der 40. Minute zeigte der Unparteiische plötzlich auf den Punkt und schenkte APOEL einen mehr als schmeichelhaften Elfmeter. Ex-Gladbacher Igor de Camargo blieb beim Abschluss cool und machte mit dem Treffer fast alles klar. Wenig später bat der Schiedsrichter zum Pausentee und erlöste die demotiviert umherschlurfenden Luxembourger.

An die drei benötigten Tore glaubte anscheinend niemand mehr, denn die Offensive von F91 blieb wohl in der Kabine. Mehr als eine Halbchance brachten die Luxembourger in der kompletten zweiten Hälfte nicht mehr zu Stande, die jetzt komplett in der Hand von Nikosia lag. Da die Gäste aber auch nicht mehr wirklich mussten oder wollten, gestaltete sich der Kick komplett zerfahren und ohne jegliche Spannung.

Einzige Lichtblicke waren dabei die Einwechslung von Ex-Elversbergs Niko Dobros, der Vorne nochmal ein wenig die Offensive aufleben ließ, und die wieder erwachten Gästefans, die den sicheren Sieg ihres Teams besangen. Das Ganze endete dann auch relativ unspektakulär nach einer kurzen Nachspielzeit, bevor die Spieler von APOEL ein wenig mit den Gästefans feierten.

Auf dem Weg zum Ausgang schnappten wir uns noch schnell ein Kaltgetränk für den Weg, welches es aber noch nicht einmal vor das Stadion schaffte. Insgesamt blieb die Partie etwas hinter unseren Erwartungen, auch wenn man sich derer im Vorhinein nicht so sicher war. Vor allem von den Gästen erhoffte man sich ein wenig mehr, während man gleichzeitig über deren Anwesenheit mehr als froh sein durfte, da sie immerhin ab und an für etwas Atmosphäre im ansonsten stillen Stadion sorgten.

Hier findet ihr mehr Fotos vom Spiel!

Das unangenehme Wetter und das mehr als ernüchternde Gekicke auf dem Platz vervollständigten das Bild eines mehr als bescheidenen Spiels, das man wahrscheinlich ganz schnell vergessen wird. Die Vorfreude auf die Klimaanlage im Auto begleitete uns auf dem kurzen Rückweg, bevor wir uns auf die Fahrt in Richtung Heimat begaben. Getankt wurde natürlich auch noch, wie eigentlich immer.