Europaleague: CS Fola Esch – FC Milsami Orhei

29.06.2017
1. Qualifikationsrunde Europaleague
CS Fola Esch - FC Milsami Orhei
Stade Émile Mayrisch
Endergebnis: 2:1 (1:0)
Zuschauer: 989 (keine Gäste)

Nach der vierwöchigen und somit wie immer viel zu langen Sommerpause sah man endlich Licht am Ende des Horizonts: Denn mit der anstehenden Europaleague-Qualifikation rollte wieder der Ball, zumindest im benachbarten Luxembourg.

Man müsste Lügen, wenn man die internationalen Auftritte der besten vier Teams nicht als absoluten Höhepunkt in dem aus Fansicht eher überschaubaren Großherzogtum bezeichnet. Dementsprechend gespannt verfolgten wir die Auslosung eine Woche vor den Austragungen der Hinspiele. Qualifizieren durften sich dabei zunächst der Meister für die Championsleague-Quali (2. Runde) sowie der Zweite und der Dritte für die Europaleague-Qualifikation (1. Runde).

Da im Finale des Pokals mit Dudelange und Fola schon zwei Teams gegeneinander spielten, die in den Top 3 landeten, rückte somit der viertplatzierte Progrès Niedercorn nach. Und genau der erwischte mit den Glasgow Rangers das Traumlos schlechthin. Für Differdange sollte es gegen einen aserbaidschanischen Club gehen, für Fola gegen den FC Milsami aus Moldawien. Meister Dudelange darf sich mit APOEL Nikosia ebenfalls über ein schickes Los freuen.

Auch die Terminierung der vier Partien machte Freude, da es zu keinerlei Überschneidungen kam und man theoretisch allen Spielen beiwohnen könnte. Die Priorität lag dabei natürlich auf dem Spiel der Niedercorner im Nationalstadion, wofür sogar extra ein für Luxembourg ungewöhnlicher Kartenvorverkauf gestartet wurde. Obwohl ein ausverkauftes Stadion eher unwahrscheinlich ist, hatten wir eine Woche vor dem Spiel doch ein wenig Bange, weshalb wir uns unsere Karten vorher besorgen wollten. Da ich aber ungern mehr als 200 Kilometer nur für Tickets fahre, umrahmten wir das Ganze mit dem Spielbesuch bei Fola Esch, wo wir erst einige Wochen zuvor zu Besuch waren.

Per Auto gings somit donnerstagmittags in Richtung Grenze, wo an der erstbesten Tankstelle zunächst aufgetankt wurde. Für die folgenden 50 Kilometer brauchten wir etwas mehr als eine Stunde, da der luxembourger Feierabendverkehr kein schnelleres vorankommen zulies. Tatsächlich erreichten wir das Stadion von Niedercorn um genau sechs Uhr und ergatterten zwei Tickets für den ausgesuchten Block, ehe sich hinter uns die Türen des Vorverkaufs für diesen Tag schlossen. Gerade noch Schwein gehabt.

Mit den frischen und glänzenden Karten in Händen gings nun auf den kurzen Weg nach Esch, wo wir das Auto auf dem Galgenberg unweit des Stadioneingangs abstellen konnten. Überraschenderweise wurden die Eintrittspreise für das Spiel der Fola nicht erhöht, sondern blieben bei den üblichen zehn Euro für die Gegengerade. Für Studenten war sogar nur ein Fünfer fällig, was wir natürlich direkt dankend annahmen.

Beim Eintritt ins Stade fiel die nun fertiggestellte, neue Gegengerade auf. Beim Spiel gegen Differdange noch eine Baustelle, besitzt sie nun fünf Sitzreihen über die gesamte Länge des Platzes und bietet so etwa 750 Zuschauern einen Sitzplatz. Dank diesem Ausbau darf Esch überhaupt erst auf heimischem Grün spielen. Zuvor stand regelmäßig der Umzug ins Josy Barthel in Luxembourg-Stadt an, was mit einem längeren Anfahrtsweg für die Heimfans verbunden war und somit, gerade bei unattraktiven Gegnern, nur wenige Hundert Zuschauer anlockte.

Auch sonst wurde das Stade Émile Mayrisch schön rausgeputzt für das Spiel, inklusive renovierter Toilettenanlage und neuer Anzeigetafel. Einziger Wehrmutstropfen war die Tatsache, dass die Küche an diesem Tag im wahrsten Sinne des Wortes kalt blieb. Keine knackige Mettwurst, keine saftigen Buletten… einzig und alleine labbrige, belegte Brötchen waren im Angebot. Auch die Buvette musste an diesem Tag geschlossen bleiben, sodass nur die beiden äußeren Verkaufsstände geöffnet waren. An Beidem seien wohl die Vorschriften der UEFA schuld, worauf einige Schilder im Stadion hindeutenden.

Die kurze Zeit vor Anpfiff genossen wir auf unseren Plätzen in der Sonne, während wir dem kuriosen Treiben vor der Haupttribüne lauschten. Denn vor dem Spiel dröhnte nicht der übliche Stadion-Popmusik-Mix durch die Lautsprecher, sondern eine kleine Marschkappelle sorgte für musikalische Unterhaltung. Auch mal was Neues.

Kurz vor Spielbeginn war es höchste Zeit, sich mal ein wenig über den Gegner aus Moldawien zu informieren. Mehr als 2.000 Kilometer mussten die Spieler aus dem Land zwischen Rumänien und der Ukraine bis nach Luxembourg zurücklegen. Der nationale Meister von 2015 und Pokalsieger 2012 legte seit seiner Gründung 2005 einen steilen Aufstieg hin und spielt nun schon seit 2009 in der höchsten moldawischen Liga. Im nationalen Wettbewerb reichte ein dritter Platz in der abgelaufenen Saison für einen Startplatz in der ersten Qualifikationsrunde, was uns wieder zum Spiel des Tages bringt.

Leider folgten keine Fans des kleinen Clubs der Mannschaft bis nach Luxembourg, was bei der Distanz aber auch nicht verwunderlich ist. Dennoch fanden sich erstaunliche knapp 1.000 Zuschauer auf den Rängen ein, was für die Gegebenheiten nicht schlecht ist. Stimmung suchte man aber, bis auf ein paar Kinder mit Tröten, vergebens.

Noch etwas zerknirscht vom faden Essen konnte immerhin die Anfangsphase des Spiels Abhilfe verschaffen. Fola ging ab dem Anpfiff in die totale Offensive und brauchte keine vier Minuten bis zum Führungstreffer. Auch danach dominierten die Hausherren die Begegnung nach Belieben und brachten die Hintermannschaft von Milsami ganz schön ins Schwitzen. Fünfzehn Minuten später sammelten sich die Gäste so langsam und kamen zu ersten, teilweise brandgefährlichen Chancen. Fola beschränkte sich daraufhin, mit der Führung im Rücken, auf Konter. Ein sehr schön herausgespielter Angriff der Luxembourger endete zum Beispiel mit einem Lupfer über den Torwart, der aber leider auf der Querlatte aufschlug. Gegen Ende der ersten Hälfte flachte das Spiel dann zusehends ab und bot keinen Unterhaltungswert mehr. Der einsetzende Regen tat sein übrigens dazu bei.

In der Halbzeit gings wieder auf die Suche nach etwas Essbarem, was zunächst zu Freude über erspähte Bratwürste führte, die sich aber als kalte Wiener aus dem Supermarkt herausstellten… fürs Essen würd ich an diesem Abend die schlechteste Note vergeben. Schade, denn das Grillgut ist in den lokalen Stadien des Landes normalerweise richtig gut.

Genauso geschmackslos wie das Essen verlief auch die zweite Hälfte des Kicks. Erst in der 81. Minute wurde es wieder spannend, als Esch aus dem Nichts auf 2:0 erhöhen konnte, den Gäste aus Moldawien aber nur Sekunden später der Anschlusstreffer gelang. Beide Mannschaften spielten nun mit allen Mitteln nach vorne, doch nach etwas mehr als 90 Minuten war das Geschehen ohne weitere Treffer beendet. Schwallartig schnell leerte sich das gesamte Stadion aus Angst vor den wieder aufziehenden schwarzen Wolken. Auch für uns gings wieder zum Gefährt, mit dem wir, zum Glück ohne weitere Staus, wieder den Weg in Richtung Deutschland zurücklegten.

Hier findet ihr weitere Fotos vom Spiel

Für Fola geht es nächsten Donnerstag beim Auswärtsspiel um den lukrativen Einzug in die zweite Qualifikationsrunde, in der man (nach jetzigem Stand) auf einen Club aus Aserbaidschan treffen könnte. Immerhin ein weiteres Spiel, dass die Elf von Fola im heimischen Stadion bestreiten dürfte. Für uns steigt das nächste geplante Spiel am Dienstag, wenn sich Progrès und Glasgow die Ehre geben.