22.04.2017 34. Spieltag Regionalliga Südwest 1.FC Saarbrücken - SV Elversberg Hermann Neuberger Stadion Endergebnis: 1:2 (1:0) Zuschauer: 4.607 (400 Gäste)
Wenn es eine richtig spannende Regionalliga in Deutschland gibt, dann ist es mit Sicherheit die Südwest-Staffel. Beinahe im Gleichschritt holten die vier Spitzenteams Punkte und liesen sie ebenso gleichzeitig liegen. So wirklich absetzen konnte sich dadurch niemand, weshalb wenige Spieltage vor dem Ende der Saison noch ziemlich offen war, wer es auf die beiden Plätze an der Spitze schaffen würde.
Eine Vorentscheidung könnte das Duell zwischen den beiden saarländischen Spitzenclubs aus Saarbrücken und Elversberg liefern. Denn die Ausgangssituation war denkbar einfach: Gewinnt der FCS, so wäre das Team aus der Hauptstadt bis auf drei Zähler an Rang zwei ran gerückt, und dass bei einem Spiel weniger. Gewinnt aber Elversberg, so würde der Abstand bei noch vier ausstehenden Partien neun Punkte betragen, wobei die SVE auch die deutlich bessere Tordifferenz aufweisen kann.
Ein solch spannendes Duell der beiden Clubs gab es schon sehr lange nicht mehr. Folglich war die Stimmung beim morgendlichen Kneipenbesuch eher angespannt. Getreu dem Motto „Erwarte das schlimmste, dann wirst du auch nicht enttäuscht“ verliefen die meisten Gespräche über das anstehende Spiel. Elversberg hat im Kalenderjahr noch kein Auswärtsspiel gewonnen, zudem fehlten neben den beiden Stürmern noch etliche weitere Spieler. Mit der eigenen, ja fast schon B-Elf, gegen sich in guter Form befindliche Saarbrücker, die zuletzt sogar Tabellenführer Mannheim schlagen konnten?
Obwohl auch mich so langsam die Zweifel packten, versuchte man ein wenig optimistischer in Richtung Spiel zu blicken, während man mit seiner Mitfahrgelegenheit in Richtung Völklingen fuhr. Völklingen? Für alle die, die es nicht wissen, wobei ich deren Anzahl als eher gering ansehe: Saarbrücken spielt seit etwas über einem Jahr in der benachbarten Stadt, da das Ludwigsparkstadion umgebaut wird. Da es sich dabei aber um ein öffentliches Projekt handelt, bei dem anscheinend ausschließlich Experten am Werk waren, steht die Baustelle momentan still. Der Grund ist natürlich eine vollkommen unerwartete Kostenexplosion, mit der niemand gerechnet hatte, die aber auch keiner bezahlen will. Hauptsache, das alte Stadion wurde erstmal dem Erdboden gleichgemacht…
Somit muss der FC wohl einige Zeit länger mit der ursprünglichen Notlösung Völklingen vorlieb nehmen. Gespielt wird dort im Hermann-Neuberger-Stadion, einem in den 1930er Jahren errichteten, halbrunden Bau. Leider keine wirkliche Schönheit, da nur zwei Seiten ausgebaut sind. Somit stehen Heim- und Gästefans im Endeffekt auf einer Tribüne, was jeglichen Blickkontakt unmöglich macht. Einen Standort, von dem man gute Sicht auf beide Blöcke hat, gibt es ebenfalls nicht wirklich.
An diesem Tag nahm man aber natürlich im Gästeblock Platz, der eine halbe Stunde vor dem Spiel schon ganz gut gefüllt war. Im Endeffekt dürften es um die 400 Gästefans gewesen sein, was für Elversberger Verhältnisse eine mehr als stattliche Zahl darstellt. Die Zeit bis zum Anpfiff verbrachte man bei einer guten Frikadelle auf den Stufen des Blocks und lauschte nach der guten Musik (Das Stadionradio spielte Wunschsongs, sehr geil!).
Nach schier endloser Wartezeit ging es endlich los und die Mannschaften kamen auf das Spielfeld. Während sich der Gästeblock auf das übliche Intro mit vielen Fahnen und Doppelhaltern beschränkte, zeigte der Heimblock eine kleine Choreo mit blau-schwarzen Fähnchen und ein wenig Konfetti.
Danach legte der Gästeblock mit einer guten Stimmung los, die jedoch nicht sehr lange gehalten werden konnte, was aber in großen Teilen auch am Spielverlauf lag (wovon die Stimmung in Elversberg eigentlich fast immer abhängt). Aufgrund der schon erwähnten Bauweise des Stadions hörte man den Heimbereich eigentlich nie, weshalb ich zum Support der Saarbrücker leider nichts sagen kann.
Deshalb ein wenig mehr zum Geschehen auf dem Platz, denn es war einiges los in diesem Topspiel. Beide Teams starteten gut in die Partie, wobei die Hausherren die ersten guten Chancen schnell für sich werten konnten. In der sechsten Minute zappelte der Ball zum ersten Mal im Netz der Gäste, doch der für beide Seiten ziemlich durchwachsene Schiedsrichter pfiff ein Foul, anstatt den Vorteil laufen zu lassen. Glück gehabt.
Wenige Minuten später gelang Saarbrücken aber dennoch der bis dahin verdiente Führungstreffer. Danach gabs je ein weiteres Abseitstor für beide Mannschaften in einem Spiel, das nahezu komplett von Saarbrücken kontrolliert und bestimmt wurde. Das Zweikampfverhalten der Gäste verdiente diesen Namen nicht und auch die wenigen Offensivaktionen trugen wenige Früchte. Trotz der miserablen Leistung ging die erste Hälfte überraschend schnell vorbei, was ein wenig Zeit zum Durchschnaufen ermöglichte.
Auch die zweite Hälfte begann zunächst da, wo die Erste endete. Doch plötzlich war Elversberg für zwei Minuten da: Zuerst setzte sich Bichler alleine durch und glich das Spiel aus, nur 90 Sekunden später drehte Julius Perstaller völlig überraschend das Spiel.
So wirklich glauben konnte man das Geschehen auf dem Feld in den ersten Minuten nicht, ebenso wenig wie die Stimmung im Gästeblock plötzlich explodierte. Die lauten Gesänge und eine richtig hohe Mitmachquote machten einfach nur Spaß. Vor allem der neue Song „Egal was ihr sagt, egal was ihr denkt“ auf die Melodie von „Johnny Däpp“ schlug voll ein. Mit Sicherheit eines der Highlights, die ich jemals mit Elversberg erleben durfte. Kuriosum am Rande: Der an diesem Tag wieder spielende Julius Perstaller traf nur zwei Mal in der laufenden Saison. Beide Male gegen Saarbrücken, und beide Male zum 2:1. Sachen gibt’s.
Nach der Aufregung um die zwei Tore und noch einiger weiterer Chancen im Anschluss wich die Freude dem Zittern. Denn in den letzten Minuten warfen die Hausherren nochmal alles nach vorne, um ihre letzte Chance auf die Relegation zu wahren. Doch nach gefühlten drei Stunden war die Begegnung endlich vorbei und die drei wichtigen Punkte eingetütet.
Die anschließende Feier mit der Mannschaft war ausgiebig und lies zum ersten Mal den Gedanken zu: Man hat es wieder geschafft. Wenn man sich in den nächsten drei Spielen gegen Kellerteams nicht zu blöd anstellt, ist man wieder in der Relegation. Schon mit einem Sieg im nächsten Spiel wäre das ganze sogar schon rechnerisch klar. Läuft! Die Feier wurde mit einer Humba abgeschlossen, während der ein paar Spieler mal einfach die nervigen Lautsprecher vor dem Block ausstöpselten.
Hier gibts mehr Bilder vom Spiel
Danach gings wieder in Richtung Auto, mit dem man mehr als glücklich die Heimreise antrat. Aufgrund einiger Touren in den letzten Wochen beschloss man auf dem Weg zurück, dass man es dieses Wochenende bei einem Spiel belassen werde. Nicht zuletzt auch eine erfreuliche Entscheidung für den Geldbeutel, der zuletzt doch deutlich abgenommen hatte.